Zander, Karl Oswald Richard Willi (Willy), Dr.-Ing. E.h.
geb. 27.05.1868 Berlin,
gest. 15.04.1945 Hannover,
Wasserbaumeister, Strombaudirektor


Nach dem Abitur absolvierte Z. eine Ausbildung im Wasserbaufach in Berlin, trat anschließend in den Staatsdienst ein und erhielt nach ersten praktischen Einsätzen 1895 seine Ernennung zum Regierungs-Baumeister im Wasserbaufach. 1895–1903 wirkte er beim Hafenbauamt Swinemünde sowie bei der Regierung in Stettin und wurde hier mit der Leitung mehrerer Hafenbauten betraut. 1903–06 war Z. als Hilfsarbeiter im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin tätig. 1906–15 arbeitete er im Vorstand des Wasserbauamtes in Emden sowie 1916–18 bei der Regierung in Schleswig und erwarb sich bedeutende Verdienste beim Ausbau verschiedener Seehäfen, insbesondere des Emdener Hafens. 1904 avancierte Z. zum Wasserbauinspektor, 1912 zum Regierungs- und Baurat sowie 1918 zum Oberregierungs- und Baurat. 1918–22 fungierte er als Leiter der Kanalbaudirektion in Hannover. Nach seiner Ernennung zum Strombaudirektor wechselte Z. nach Magdeburg und übernahm 1922 die Direktion der dort ansässigen preußischen Elbstrombauverwaltung. 1933 trat er in den Ruhestand und siedelte nach Hannover über, wo er noch bis 1937 als Honorarprofessor an der Technischen Hochschule tätig war. Z.s Magdeburger Wirken in der Zeit der Weimarer Republik war mit der Planung und Realisierung bedeutender wasserbaulicher Projekte verbunden, die im Zusammenhang mit dem Ausbau des Elbehafens in Magdeburg zum Zentralknotenpunkt des deutschen Wasserstraßennetzes standen. Unter Z.s Leitung begannen 1926 der Bau des Schlußstücks des Mittellandkanals von Peine bis Burg sowie die Vorarbeiten zum Bau des sogenannten Südflügels des Mittellandkanals, der den Elster-Saale- Kanal und die Saale-Kanalisation umfaßte. Die preußische Elbstrombaudirektion hatte unter Z. maßgeblichen Anteil an der Erschließung des Elbindustriegeländes Magdeburg-Rothensee und damit an der wirtschaftlichen Stärkung Magdeburgs als Industriezentrum auf der Basis der Elbschiffahrt – zum einen durch vorbereitende Arbeiten zum Bau eines neuen Magdeburger Kanalhafens am Elbeabstiegskanal (sog. Mittellandkanalhafen) sowie durch Umbauarbeiten am bestehenden Industriehafen (Lösung der hafentechnischen Fragen), zum anderen durch die Aufschließung einer neuen Großindustrie- Siedlung in Magdeburg-Rothensee, die eine Ansiedlung von wirtschaftlich modernsten Großbetrieben wie der Großgaserei Mitteldeutschlands AG, der Bergwerksgesellschaft Georg von Giesche’s Erben (Zinkhütte) und der Mitteldeutschen Kraftwerk Magdeburg Aktiengesellschaft (Mikramag) ermöglichte. Zudem zeichnete Z. für umfangreiche Planungen zur effektiven Niedrigwasserregulierung der Stromelbe (Überarbeitung des Reichsgesetzes von 1911) und damit verbundener Verbesserungen der Tiefenverhältnisse der an der Stromelbe gelegenen Umschlagstellen sowie für vorbeugende Maßnahmen im Hochwasser- und Eisschutz verantwortlich. 1924 wurde dem erfahrenen Wasserbauingenieur “in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um den deutschen Seebau” durch die Technische Hochschule Hannover der Titel eines Dr.-Ing. ehrenhalber verliehen.

Werke: Deichschutz bei Hochwasser- und Eisgefahr, 1927; (Vorwort) Hochwasser-Meldeordnung für die Elbe vom 1. Januar 1927, 1927; (Mitarb.) Gustav Tolkmitt (Hg.), Grundlagen der Wasserbaukunst, 41946.

Literatur: Mitteilungen der Elbstrombauverwaltung für die Jahre 1916 bis 1925 (VI. Ausgabe), 1926; Wer ist’s 10, 1935; Heinz Reichmann, Magdeburgs Schiffahrtswesen. Historische Entwicklung und Bedeutung für die Stadt, 1936; Mitteilungen der Elbstrombauverwaltung 1926–1935 (VII. Ausgabe), 1936; Adolf Holzapfel, Das Magdeburger Hafenwesen, 1938; Paul Trommsdorf (Hg.), Der Lehrkörper der Technischen Hochschule Hannover 1831–1956, 1956 (B).

Guido Heinrich