Oberbreyer, Max, Dr. phil.
geb. 24.06.1851 Magdeburg,
gest. 11.11.1918 Dresden,
Schriftsteller, Journalist, Feuilletonist, Übersetzer.

Der Sohn einer angesehenen Magdeburger Kaufmannsfamilie erhielt den ersten Unterricht im elterlichen Hause und absolvierte anschließend das Domgymnasium seiner Vaterstadt, wo er unter Carl Redantz eine besondere Vorliebe für alte Sprachen entwickelte. Eine auf Wunsch der Eltern 1870 begonnene Banklehre in Magdeburg brach O. nach zehn Monaten ab, um Anfang 1871 seinem nach Rudolstadt versetzten Lehrer zu folgen und am dortigen Gymnasium mit glänzendem Erfolg sein Abitur abzulegen. Ab Ostern 1872 studierte er Klassische Philologie und Geschichte an den Universitäten Leipzig, Heidelberg, Halle und Berlin, wo er besonders von Friedrich Ritschel, Ernst und Georg Curtius sowie Theodor Mommsen beeinflußt wurde. Nach seiner Promotion 1875 arbeitete er kurzzeitig als Lehrer am Friedrich-Wilhelms Gymnasium in Berlin und wurde Ende des Jahres als stellvertretender Kreisschulinspektor nach Düsseldorf berufen. 1879 quittierte er den Staatsdienst und kehrte als Redakteur und Schriftsteller nach Berlin zurück. Ein Jahr später siedelte O. nach Magdeburg über und trat hier zunächst als Mitarbeiter bei der Magdeburgischen Zeitung ein, übernahm wenig später aber die Chefredaktion des Magdeburger Tageblatts und General-Anzeigers. Während seiner Magdeburger Zeit trat er nicht nur erstmals auch mit eigenen literarischen Arbeiten an die Öffentlichkeit, sondern suchte den Kontakt zu literarischen Szenen der Stadt. So verhalf O. u.a. 1881/82 dem aufstrebenden, kaum 19jährigen „jungdeutschen“ Schriftsteller Hermann Conradi zu ersten Veröffentlichungen in der von ihm betreuten Zeitung. 1884 siedelte O. als freier Schriftsteller und Redakteur nach Leipzig über, wo er für zahlreiche Zeitungen, belletristische Zeitschriften und Fachblätter umfangreich literarisch tätig war. In Leipzig setzte er auch sein Engagement in literarischen Vereinigungen fort: O. war u.a. Mitglied im Allgemeinen Deutschen Schriftsteller-Verband und im Scheffelbund, für dessen Jahrbüchern er seit 1891 regelmäßig Beiträge lieferte und für den er auch das von Karl Goepfart vertonte „Lied des Scheffelbundes“ (1893) dichtete. In Leipzig gründete O. die Schriftsteller- und Künstlergesellschaft Symposion, der er als erster Vorsitzender vorstand. Seit 1904 war er in Dresden ansässig und unterstützte dort u.a. die Initiative Timon Schroeters zur Gründung eines „Deutschen Schriftstellerheims“ in Jena. Neben umfangreicher journalistischer und publizistischer Tätigkeit zu Themen der Literatur- und Zeitgeschichte und zu Persönlichkeiten deutscher Adels- und Herrscherhäuser wurde der konservative Feuilletonist und Kritiker vor allem als Herausgeber, Übersetzer und Kommentator zahlreicher lateinischer und griechischer Klassiker – u. a. von Aristophanes, Homer, Demosthenes, Platon, Theophrast, Xenophon, Lucian, Cicero, Caesar, Sallust, Nepos, Tacitus und Petronius – bekannt, die in “Reclams Universal-Bibliothek” publiziert wurden und weite Verbreitung fanden.

Werke: Analecta critica ad Taciti dialogum, Diss. Berlin 1875; Reform der Doktorpromotion, 1876, 31879; (Hg., Einl.) Jus potandi oder Deutsches Zech-Recht. Commentbuch des Mittelalters, 1877, 61890; Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen (3 Bde), 1878; (Hg., Bearb.) Karl Philipp Moritz: Götterlehre, 1878; (Hg., Einl.) Von dem schweren Missbrauch des Weins. Nach dem Original des Justus Moyß von Aßmannshausen vom Jahre 1580, 1880, 21883; Heitere Geschichten, 1881 (mit Ill. von Constantin von Grimm); (Hg., Bearb.) Der Edelstein. Ausgewählt und sprachlich erneuert, 1881; Ordensbüchlein, 1887; Fürstliche Charakterzüge. Ein Fürstenbuch fürs Volk, 1888, 21893; Unser Kaiser und unsere Kaiserin, 1889; Die Rosstrappe. Nach einer Sage aus dem Harzgebirge, 1890; Prinzregent Luitpold von Bayern und die königliche Familie, 1891; Das neue Programm der Socialdemokratie. Ein Taschenbuch für Jedermann, 1891; Die Angst der Protestanten vor den Jesuiten! Neue Worte eines Protestanten an Verständige, 1891; Für und gegen die Jesuiten. Zeitgenössische Original-Aussprüche, [1892]; Saalburg i. Reuß, 1892; Bilder aus Bad Kissingen, 1892 (Prachtalbum); Heil Wettin!, 1893; Vier Jesuitenlieder für das deutsche Volk, 1894; Herzog Friedrich von Anhalt, 1896; Rudolf Bunge. Zu des Dichters 60. Geburtstag, 1896; Charakterzüge Kaiser Wilhelm des Großen, 1897; Kissinger Badeplaudereien, 1898; König Albert und Königin Carola von Sachsen. Fs. Zur 25jährigen Regierungs- und 70jährigen Geburtstagsfeier, [1898]; Sizzo. Prinz von Schwarzburg, eine Lebensskizze, 1909.

Literatur: DBJ 2 (Totenliste 1918); Adolf Hinrichsen, Das literarische Deutschland, 21891; Karl Buschhorn, M. O. Eine Würdigung seines litterarischen Schaffens (Dichterstudien, H. 1), 1896 (B); Das litterarische Leipzig, 1897 (B); Timon Schroeter (Hg.): Für unser Heim! Bunte Spenden deutscher Dichter und Denker der Gegenwart für das Deutsche Schriftstellerheim in Jena, 1902, 216; Bruno Volger (Hg.), Sachsens Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild, Bd. 1, 1907 (B); Gustav Adolf Müller (Hg.), Deutschlands, Österreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild, 1908; Guido Heinrich, [Art.] M. O., in: ders./Gunter Schandera (Hg.), Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert, 2002, 523.

Bildquelle: *Timon Schroeter (Hg.): Für unser Heim! Bunte Spenden deutscher Dichter und Denker der Gegenwart für das Deutsche Schriftstellerheim in Jena, 1902.

Guido Heinrich

letzte Änderung: 10.08.2005