Licht, Franz Otto
geb. 06.04.1825 Wallhausen/Thüringen,
gest. 10.03.1885 Magdeburg,
Zuckerstatistiker.

Der älteste Sohn des Diakons und Rektors Johann Ferdinand L. strebte zunächst eine aktive Offizierslaufbahn an. Eine 1848 zugezogene Augenkrankheit zwang ihn, als Premierleutnant den Abschied zu nehmen. L. erhielt eine Anstellung als Steuerbeamter des mittleren Dienstes bei der Provinzialsteuerdirektion der Provinz Sachsen in Erfurt und später in Magdeburg, wo er hauptsächlich auf dem Gebiet der Zuckersteuer beschäftigt war. Seine dabei erstellten Statistiken bildeten schnell die Grundlage zur Erarbeitung von Monatsübersichten zur Rübenverarbeitung und Zuckererzeugung im Gebiet des gesamten Zollvereins für das Statistische Amt in Berlin. Steigendes Interesse und ständig wachsende Nachfrage von Zuckerindustrie und -handel an diesen Statistiken veranlaßten L. 1861, aus dem Staatsdienst auszutreten und in Magdeburg, dem Zentrum der deutschen Zuckerindustrie, ein eigenes statistisches Büro für die Zuckerwirtschaft zu eröffnen. Bereits nach kurzer Zeit versorgte er die Mitglieder des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie sowie zahlreiche Kunden im In- und Ausland mit seinen – seit der Kampagne 1868/69 auch als englischsprachige Ausgabe Monthly Report on Sugar veröffentlichten – Berichten. Bereits ab 1867 unterhielt L. Vertretungen in London, Lille und Amsterdam. Vor allem an den internationalen Zuckermärkten und -börsen erlangten die Statistiken große Bedeutung. L., der als der Begründer der modernen Zuckerstatistik anzusehen ist, nahm auf dem Gebiet des Weltzuckerhandels eine maßgebende Stellung ein. Nach dem Tod L.s wurde das Unternehmen zunächst von seinem Sohn Otto und nach dessen Ausscheiden aus dem Unternehmen (er gründete einen eigenen Verlag in Magdeburg) von Otto Karl Friedrich L., dem Enkelsohn L.s, weitergeführt. 1936 übernahm der zehn Jahre zuvor in das Unternehmen eingetretene Otto Kroeger als Alleininhaber die Firma. Nach dem II. Weltkrieg – Kroeger war kurz vor Kriegsende gefallen, Gebäude und Unterlagen waren im Krieg durch Bombentreffer vernichtet – baute der seit 1927 zur Firma gehörende Dr. Hugo Ahlfeld das Unternehmen in Ratzeburg wieder auf, wo es heute als weltweit führendes Unternehmen der Branche tätig ist.

Literatur: NDB 14, 445f.; Edmund Oskar von Lippmann, Die Entwicklung der Deutschen Zuckerindustrie von 1850 bis 1900. Fs. zum fünfzigjährigen Bestande des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie, 1900, 33f.; Guntwin Bruhns, Zur Geschichte der Firma Franz Otto Licht und der Zuckerstatistik, in: Sugar. Essays to mark the 125 th Anniversary of F. O. L., 1989, 1–9.

Horst-Günther Heinicke