Hrussa, Herwig Harry Alexander
geb. 06.12.1910 Pilsen,
gest. 18.05.1968 Magdeburg,
Architekt.

Der Sohn eines Professors, Bauingenieurs und Architekten besuchte nach einer begonnenen Maurerlehre die Deutsche Höhere Gewerbeschule zu Tetschen-Bodenbach und legte die Matura ab. 1930–37 absolvierte er ein Studium für Architektur und Hochbau an der Deutschen Technischen Hochschule Prag und schloß nach Unterbrechungen zur Ableistung des Präsenzdienstes einer Waffenübung mit der I. Staatsprüfung ab. Zwischenzeitlich war er 1935 als Hilfsassistent und architektonischer Bauleiter bei einem Fabrikneubau der Firma Meinel in Bukarest (Rumänien) tätig. 1937–39 folgte eine Tätigkeit als Architekt bei der Mitteldeutschen Heimstätten AG Magdeburg. 1939–45 zum Kriegsdienst eingezogen, kam er schwer verwundet mit einer Beinamputation aus dem II. Weltkrieg zurück. 1949–50 war H. im Landesprojektierungsbüro Magdeburg und Haldensleben und bis 1953 im VEB (Z) Projektierungsbüro Halberstadt als Hauptarchitekt sowie anschließend bis 1954 als Leit- und Chefarchitekt im Entwurfsbüro für Hoch- und Industriebau Magdeburg tätig. 1955 trat H. als Fachgruppenleiter für Architektur in den VEB Hochbauprojektierung Magdeburg ein und war dort bis zu seinem Ableben 1968 Chefarchitekt. Hier bestimmte er als Leiter eines großen Stadtplaner- und Architektenkollektivs wesentliche Phasen des Wiederaufbaus des Stadtzentrums Magdeburgs mit, wobei die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der 1950er und 1960er Jahre in der DDR Basis für die Entwürfe neuer Lebens- und Wohnmodelle war. Ergebnisse seines Anteils am “Nationalen Aufbauwerk” bzw. der Schaffung “Nationaler Traditionen” waren u. a. die großzügig gestaltete grüne Nord-Süd-Magistrale Wilhelm-Pieck-Allee/Breiter Weg, das Wohngebiet Jakobstraße und die Bebauung um den Nordpark in der Magdeburger Alten Neustadt. Dabei war ein Etikettieren von formal identischen architektonischen Tendenzen mit Mitteln der bildenden Kunst und eine gewisse Monumentalpropaganda, die zentralen Orientierungen entsprach, im Zentrum Magdeburgs unübersehbar.

Werke: Wohnsiedlung der Junkerswerke in Mosigkau, 1937/38 (Entwurf); Typentwicklung Neubauernhäuser zur Bodenreform, Bebauungspläne und Gutaufteilungspläne des Landes Sachsen-Anhalt, 1945–49; Sozialer Wohnungsbau in Magdeburg, 1947–50; Tbc-Krankenhaus in Ballenstedt, 1951–52; Institut für Pflanzenzüchtung in Quedlinburg, 1952; Wohnungsbau in Halberstadt und Blankenburg, 1952; Wohnstadt Calbe, 1953–54; Bauten im Stadtzentrum Magdeburgs – Nationales Aufbauwerk und Nationale Traditionen, Wilhelm-Pieck-Allee/Breiter Weg (im Kollektiv), 1955–60; Wohngebiet Jakobstraße und Bebauung um den Nordpark, Alte Neustadt, um 1960.

Literatur: Helmut Asmus, Geschichte der Stadt Magdeburg, 1975; Joachim Palutzki, Architektur der DDR, 1998; Iris Reuther/Monika Schulte, Städtebau in Magdeburg 1945–1990 (2 Bde), 1998.

Werner Hohaus