Tielecke, Hans Waldemar Ernst, Dr. rer. nat.
geb. 12.07.1909 Berlin-Tegel,
gest. 20.10.1979 Magdeburg,
Biologe, Studienrat.

Nach der Reifeprüfung studierte T. Naturwissenschaften an der Universität Berlin, wo ihm für anatomische und tiergeographische Untersuchungen ein Arbeitsplatz in der Mollusken-Abteilung des Zoologischen Museums zur Verfügung gestellt wurde und er 1940 promovierte. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit unterrichtete T. an Berliner Oberschulen, u. a. in den Fächern Biologie und Geographie. Mit seinen Schülern wurde er während des II. Weltkrieges aus der Hauptstadt in weniger gefährdete Gebiete des Deutschen Reiches evakuiert. Als 1949 die durch den Rübenderbrüßler, eine Käferart, verursachten Schäden den Zuckerrübenanbau im Süden Sachsen-Anhalt in Frage stellten, wurde 1949/50 im “Gasthof Kühn” in Pörsten/Kreis Weißenfels eine Außenstelle der Biologischen Zentralanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BZA) unter Mitwirkung des Landespflanzenschutzamtes Halle eingerichtet. Sie wurde im Sommer 1950 in das Werksgut der Leuna- Werke nach Blösien/Kreis Merseburg verlegt und T. mit deren Leitung betraut. 1952 arbeitete T. in der Zweigstelle Aschersleben der BZA über die Bienenverträglichkeit von Insektiziden. Von 1953 bis 1974 leitete er die Zoologische Abteilung im Biologischen Institut des VEB Fahlberg-List in Magdeburg. Hatte T. bereits durch seine Untersuchungen über die Epidemiologie des Rübenderbrüßlers sowie über den biologischen Nachweis von Bienenvergiftungen durch Insektizide der Pflanzenschutzpraxis neue Wege gewiesen, so entwickelte er in Magdeburg ein System verschiedener Methoden, um eine Vielzahl neu synthetisierter chemischer Verbindungen auf ihre insektiziden und akariziden Eigenschaften rationell zu testen. Besondere Verdienste erwarb sich T. bei der Entwicklung und praktischen Erprobung bienenungefährlicher, für den Einsatz in Raps und anderen blühenden Kulturen geeigneter Insektizid-Präparate und ihrer materialsparenden Applikation als Aero- Sprühmittel (“Melipax”-Präparate). Dank seiner pädagogischen Fähigkeiten trug T. in Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen sowie in vielen Vorträgen und in einem 16-mm-Farbfilm “Im Dienste zum Schutze der Bienen” (1961/62) wesentlich dazu bei, die Ziele und die Probleme bei der Anwendung von Insektiziden nicht nur den im Pflanzenschutz und in der Schädlingsbekämpfung Tätigen, sondern darüber hinaus einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen.

Werke: Anatomie, Phylogenie und Tiergeographie der Cyclophoriden, Diss. Berlin 1940, in: Archiv für Naturgeschichte  N. F. 9, 1940, 317–371; Biologie, Epidemiologie und Bekämpfung des Rübenderbrüßlers (Bothynoderes punctiventris Germ.), in: Beiträge zur Entomologie 2, 1952, 257–315; Der Einfluß der Insektizide auf die Bienenzucht, in: Wolfdietrich Eichler (Hg.), Insektizide heutzutage, 1954, 373–390; Insekten-Anlock- und Abschreckstoffe, in: Urania 18, 1955, 300–304; Ein Beitrag zur biologischen quantitativen Bestimmung des Gamma-Hexachlorcyclohexans, in: Nachrichtenblatt für den Deutschen Pflanzenschutzdienst,  N. F. 9, 1955, 110–112; Über bienenungefährliche Insektizide, insbesondere Toxaphen, in: ebd.,  N. F. 9, 1955, 176–182; Pflanzenschutzmittel, 1963, 21967.

Archivalien: Archiv BZA Aschersleben.

Bildquelle: *Hermann Grünzel, Magdeburg (privat).

Hermann Grünzel

letzte Änderung: 01.03.2005