Hoffmann, Fritz
geb. 17.08.1906 Ludwigshafen,
gest. 04.06.1996 Berlin-Spandau,
kirchlicher Jugendwart.

H. war 30 Jahre lang für die kirchliche Arbeit unter jungen Männern in Sachsen-Anhalt verantwortlich. Mehrere Generationen von Pfarrern wurden in ihrer Jugendzeit durch ihn geprägt. Aus einem pfälzischen Pfarrhaus stammend, entschied er sich zunächst für den Beruf des Kaufmanns. Über eine Vertretung in einem Erholungsheim in Dassel/Solling fand er Kontakt zum Christlichen Verein Junger Männer (CVJM) und gewann bei einem London-Aufenthalt zu Sprachstudien nähere Beziehung zu dem dortigen Verband. Dadurch entschied er sich, ganz in den christlichen Verkündigungsdienst zu treten. Seine Ausbildung zum Jugenddiakon erfuhr er 1929–32 im Brüderhaus des Johannesstiftes in Berlin-Spandau. Erster Einsatzort war dann Schneidemühl, dort war er bis 1935 als Jugendwart tätig. Nach Auseinandersetzungen mit der Hitler-Jugend wurde er durch den ostdeutschen Zweig des Jungmännerwerkes als Landeswart für die Kirchenprovinz Sachsen und die Landeskirche Anhalts berufen. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag in Magdeburg. Die Arbeit erfolgte durch Besuche in den Gemeinden, Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter und Tagungen. 1936 wurde H. als einer der verantwortlichen Mitarbeiter für die kirchliche Arbeit im Olympischen Dorf eingesetzt. Dort erlebte er zum ersten Mal ökumenische Arbeit. Während des II. Weltkrieges war H. Angehöriger einer Sanitätseinheit der Luftwaffe in Berlin und Nordwestdeutschland. Nach seiner Rückkehr aus britischer Gefangenschaft im Herbst 1945 begann der erneute Aufbau der kirchlichen Jugendarbeit. Die äußeren Bedingungen hatten sich kaum verändert: Organisierte Vereinsarbeit war nicht möglich, alles konnte nur in engster Anbindung an die Kirche geschehen. Trotzdem wurden Rüstzeiten und Jugendtreffen neben der Arbeit in den Kirchengemeinden durchgeführt. Schon vor dem Kriege hatte H. das Huberhaus in Wernigerode als Heim für die Arbeit übernehmen können, 1948 kam Schloß Mansfeld hinzu. Seit 1947 trafen sich Tausende junger Menschen jeweils am Himmelfahrtstag auf dem Petersberg bei Halle unter freiem Himmel. Im Frühjahr 1953 wurde die Arbeit durch den Kampf der DDR gegen Junge Gemeinde und Studentengemeinde ernsthaft beeinträchtigt. H. wurde von März bis Juli in Untersuchungshaft gehalten. Er hatte sich dem Wunsch des Bischofs gefügt und war nicht nach Westberlin gegangen. 1966 beendete er seine aktive Zeit als Jugendwart und wandte sich den anderen Zweigen zu, die er inzwischen begründet hatte. Dazu gehörte eine Werkstelle für Gemeinde- und Jugendarbeit (Ton-, Bild-, Filmdienst und Versand) in der Zentrale für kirchliche Jungmännerarbeit in Magdeburg-Sudenburg, für die er schon 1943 eine Gewerbegenehmigung erhalten hatte. Zur aktuellen Information stellte er zunächst Dia-Serien zusammen, die mit einem Textheft vertrieben wurden, später kamen eingeführte Filme hinzu, die von direkt angestellten Filmmissionaren vorgeführt wurden. In seiner letzten Lebensphase wandte H. sich wieder der direkten Verkündigungsarbeit zu. Er wurde Vorsitzender der Evangelistenkonferenz in der DDR und vertrat diese in ökumenischen Gremien. So konnte er an einer Vielzahl internationaler Konferenzen teilnehmen, u. a. an der ökumenischen Weltmissionskonferenz 1980 in Melbourne. H. war Initiator des 1980 in den Kirchen der DDR begonnenen “Missionarischen Jahrzehnts”, vertrat die osteuropäische Region im Lausanne-Komitee für Weltevangelisten und wurde für sein Wirken mit der Albert-Schweitzer-Medaille ausgezeichnet.

Literatur: Hdb SBZ/DDR, 326; Hilmar Schmid, Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann. Begegnungen mit F. H., 1998.

Archivalien: AKPS: Akten.

Martin Kramer

letzte Änderung: 09.02.2005