Schuster, Paul Emil Karl
geb. 15.02.1860 Nadziejewski (Hoffnung) bei Posen,
gest. 03.01.1916 Magdeburg,
Architekt, Zimmerer- und Maurermeister.

Die P. S. Bauunternehmung GmbH ist eines der ältesten, in direkter Linie bis heute fortgeführte Familienunternehmen Magdeburgs, das 1886 aus der Übernahme des Baugeschäftes der Gebrüder Rasche in Magdeburg-Wilhelmstadt durch S. hervorging. Der Sohn eines Revierförsters erlernte das Zimmererhandwerk, legte die Meisterprüfung ab und studierte in Höxter Architektur. Danach verschlug es den jungen Architekten nach Magdeburg, wo er als Zimmerermeister in das Geschäft der Rasches eintrat. Er führte durch seine engagierte Arbeit innerhalb des Vorstandes der Zimmererinnung die Magdeburger Innungen der Maurer-, Zimmerer- und Steinbildhauermeister zu einer einheitlichen Berufsvertretung zusammen. S.s Bauunternehmen war im Stadtgebiet Magdeburgs maßgeblich an der Ausführung zahlreichen Bauten sowie an ersten Sanierungsarbeiten im Sinne des Denkmalschutzes beteiligt, u. a. 1899 bei der Rekonstruktion des ältesten erhaltenen Wohngebäudes, des Gotischen Hauses in der Poststraße 5, mit einer Giebelneugestaltung zur Kreuzgangstraße, 1902 bei der Errichtung des Wohn- und Geschäftshauses Olvenstedter Chaussee Nr. 1, das 1911 als hervorragende Architekturleistung prämiert wurde, sowie 1904–06 am Bau des Magdeburger Kaiser-Friedrich-Museums. Mehrere Auszeichnungen wiesen ihn als begabten Baumeister aus, u. a. erhielt er 1904 anläßlich einer Handwerkerausstellung in Magdeburg die Goldmedaille. 1906 errangen sein Entwurf und die Bauausführung eines Jugendstilpavillons für die III. Deutsche Kunstausstellung in Dresden eine Silbermedaille. 1907 verlieh der König dem Unternehmer den Titel eines Ritters des Königlichen Kronen-Ordens. S. war Mitglied des Gemeindekirchenrates der Pauluskirche. Bereits um die Jahrhundertwende hatte S. in die Westseite der Marienkirche des Magdeburger Klosters Unser Lieben Frauen eine Orgelempore eingebaut, die mit der Restaurierung und dem Umbau der Kirche zur Konzerthalle (eröffnet 1977) ebenfalls durch den Familienbetrieb S. wieder abgebrochen wurde. Beide Söhne S.s wirkten im väterlichen Betrieb mit. Die folgenden Inhaber fühlten sich stets den Bautraditionen des Firmengründers verpflichtet, wobei die Denkmalpflege und Erhaltung historischer Bausubstanz sich zur Spezialität des Unternehmens entwickelte. Auch unter den Bedingungen der Verstaatlichung blieb der Betrieb 1972–90 als VEB Denkmalpflege Magdeburg in Familienhand und konnte an den Betriebstraditionen festhalten. Seit 1990 engagieren sich die Erben der Firma unter dem Gründernamen in der vierten Generation als Diplombauingenieure und Fachingenieure für Denkmalpflege für die Erhaltung des baulichen Erbes in Magdeburg und darüber hinaus.

Literatur: Unterlagen Hans P. H. S., Magdeburg (privat).

Bildquelle: *ebd.

Heike Kriewald/Hans P. H. Schuster