Hüttner, Albert
geb. 13.09.1871 Altenweddingen,
gest. 21.10.1946 Altenweddingen,
Gärtner, Pflanzenzüchter.

H. wurde als Sohn eines Schmiedemeisters in Altenweddingen geboren, erlernte nach dem Besuch der Schule den Gärtnerberuf und erwarb sich weitreichendes Fachwissen während seiner Wanderjahre in Quedlinburg, Freiburg, Stralsund und Berlin. In Thorn betrieb H. mit seinem Vetter eine Gärtnerei, spezialisiert auf Rosen und Veilchen. Nachdem H. ein Grundstück in Altenweddingen geerbt hatte, gründete er dort 1902 eine Kunst- und Handelsgärtnerei mit Baumschule. Diese erweiterte er später durch Zukauf von Grundstücken und Ackerland. 1908 nahm H. die Anzucht von Rosenwildlingen auf, weil ihm die im Handel erhältlichen Wildlinge qualitativ nicht genügten, und legte damit den Grundstein für die Altenweddinger Obst-Unterlagenzucht. Mit der Erfindung der Pikiermaschine zum “Unterschneiden” von Sämlingen auf dem Felde schuf H. die Voraussetzung für die moderne Massenerzeugung von Qualitätswildlingen. Damit verschaffte er sich Anerkennung, so daß er 1924 auch die Anzucht von Obstsämlingen aufnahm. Nach dem Eintritt seines Schwiegersohnes Dr. Helmut Küppers, der die Verbindung der Firma zu Universitäten und Fachinstituten herstellte, nahm H. auch die Vermehrung von vegetativen Obstunterlagen im Großflächenanbau auf und führte nun die Sorte Malus I aus England ein. Dem 1931 von Theodor Roemer errichteten Versuchsring Mitteldeutscher Obstbauarbeitsgemeinschaft gehörte auch die Firma H. an. 1934 begann H. die Züchtung von Sämlingsunterlagen von Prunusformen, weil das Handelssaatgut meist zu uneinheitlich war und in der Obstbaumzucht nicht befriedigte. Die Auffindung einer als Unterlage geeigneten Muttersorte aus einer Reihe der wichtigsten Mostbirnensorten gelang H. 1936. Die Gütebestimmungen für Veredlungsunterlagen in Deutschland unter maßgeblicher Mitarbeit von H., Küppers, Christian Mohrenweiser u. a. wurden 1937 geschaffen. In dieser Zeit prüfte H. ein großes Sortiment asiatischer und europäischer Apfel- und Birnenwildformen auf ihre Eignung als Unterlage für deutsche Tafelsorten mit dem Ergebnis, daß diese Wildformen ohne Selektion und/oder Einkreuzung von Edelsorten nicht verwendbar waren. Resultate schon 1935 begonnener Selektionen von Wild- und Edelpflaumen veröffentlichten Küppers u. a. 1952. Die Firma Hüttner, Altenweddingen erwarb sich damit einen bedeutenden Rang in Europa (und in Übersee), was nicht zuletzt durch den Besuch der Wildlingskulturen des Internationalen Gartenbaukongresses im Sommer 1938 unterstrichen wurde, an dem 51 Nationen beteiligt waren. Die Anwendung methodischer Pflanzenselektion und die Anlage lediglich dem Saatertrag dienender Mutterbaum-Anpflanzungen ausgewählter Hochzuchtsorten ermöglichten erstmalig auch auf dem Gebiete der Obstunterlagen einen erheblichen Fortschritt. H. war ein bahnbrechender Pionier auf diesem Gebiet, der sich dieser selbstgewählten Aufgabe mit Erfolg gewidmet hat.

Literatur: Helmut Küppers/Friedrich Hilkenbäumer, Prunus avium als Kirschenunterlage, in: Der Züchter 19, 1949, 333–343; [Helmut Küppers], Aus Kern und Knolle. H. – Küppers, Altenweddingen Firmenprospekt. o. J. [1952].

Heinz Nowak