Engelke, Bernhard Karl Robert, Dr. phil. habil.
geb. 02.09.1884 Braunschweig,
gest. 16.05.1950 Kirchbarkau bei Kiel,
Musikschriftsteller, Chorleiter, Privatdozent.

Der Sohn des Ingenieurs Ferdinand E. absolvierte das Gymnasium in Braunschweig. Im Anschluß studierte er neben Philologie Musikwissenschaften bei Hermann Abert in Halle und bei Hugo Riemann in Leipzig. 1906 promovierte er über Johann F. Fasch und setzte danach seine Studien an der Berliner Musikhochschule fort. Er erlangte Ansehen durch die Übersetzung von André Pirros “J. S. Bach”. 1912 wurde E. als Musiklehrer und Organist an das Klostergymnasium in Magdeburg berufen, dem 1919 ein Wechsel an die Victoria-Schule folgte. Zudem wirkte er in Magdeburg als Leiter des Domchores, als Kritiker für die Magdeburgische Zeitung und als Musikforscher, wobei die Arbeiten zur Musikgeschichte des mitteldeutschen Raumes und der Stadt Magdeburg hervorzuheben sind. 1925 wurde E. als Studienrat an das Gymnasium in Kiel berufen. Neben seinen pädagogischen und musikkritischen Tätigkeiten widmete er sich hier vor allem der Wissenschaft. 1927 habilitierte er sich an der Universität Kiel mit einer Arbeit über den Magdeburger Kantor Friedrich Weißensee. Bis 1949 war E. als Privatdozent für Musikwissenschaften an der Universität Kiel tätig. Er strebte nicht nach wissenschaftlichem Ruhm oder materiellen Vorteilen, die detaillierte Forschungsarbeit war ihm Selbstzweck. Neben der Erforschung der lokalen Musikgeschichte und der Publikation seiner Forschungsergebnisse widmete er sich auch der Herausgabe von Notentexten. Bedauerlich ist, daß ein großer Teil seiner Arbeiten durch den Krieg vernichtet wurde, so z. B. das fertige Manuskript einer Musikgeschichte der Stadt Magdeburg.

Werke: Johann F. Fasch. Versuch einer Biographie, 1908/09; Die Musik im Dom von den ältesten Zeiten bis 1631, in: GeschBll 48, 1913, 264–291; Gallus Dreßlers Praecepta musicae poeticae, in: ebd. 49/50, 1914/15, 213–250; Die Rudolstädter Hofkapelle unter Lyra und Joh. Graf, in: Archiv für Musikwissenschaften, 1918/19; Friedrich Weißensee und sein Opus melicum, 1927; Das Lautenbuch des P. Fabricius, 1929; Martinus Agricola, in: MGG 1, Sp. 163–166; Antoine d’Auvergne, in: ebd., Sp. 890–892; (Mitarbeiter) Edgar Rabsch (Hg.), Die Musik, ein Schulwerk für die Musikerziehung, 1953.

Literatur: MGG 3, Sp. 1355–1357 (W); DBE 3, 120; Wer ist’s 10, 1935; Hermann Abert (Hg.), Illustriertes Musiklexikon, 1927; Riemann, 111929;  Kurt Gudewill, B. E., in: Musikforschung 3, H. 3/4, 1950.

Anke Kriebitzsch