Tessenow, Heinrich, Prof. Dr. phil. h.c., Dr.-Ing. E.h.
geb. 07.04.1876 Rostock,
gest. 01.11.1950 Berlin,
Architekt, Autor.

Nach Mittelschulbildung, handwerklicher Lehre und anschließender berufspraktischer Ausbildung im väterlichen Zimmerei- Bauunternehmen sowie dem Besuch der Baugewerkschule studierte T. an der Technischen Hochschule München bei Karl Hocheder, Friedrich von Thiersch und Martin Dülfer. Anschließend war er als Lehrer an verschiedenen Baugewerkschulen und 1909–11 als Assistent Dülfers an der Technischen Hochschule Dresden tätig, lehrte an den Deutschen Werkstätten Hellerau, der Trierer Gewerbeschule und der Wiener Kunstgewerbeschule. 1920 wurde er als ordentlicher Professor an die Dresdener Kunstakademie berufen und wirkte von 1926 bis zu seiner Emeritierung 1941 als Ordinarius an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. T.s praktisches und theoretisches Engagement galt einer Reform des Wohnhausbaus. Der Stil seiner ernsten, streng sachlichen und auf Schmuck verzichtenden Arbeiter-Reihen- und Einfamilienhäuser gewann bedeutenden Einfluß auf die Siedlungsbauten in Deutschland vor dem I. Weltkrieg. Im Zusammenhang mit Entwürfen von Einfamilien- und Reihenhäusern für die Gartenstadt Hellerau bei Dresden entstanden auch das “Haus zum Wolf” (1910) in der Siedlung Gartenstadt Hopfengarten im Süden Magdeburgs für den Kunsthistoriker Karl Ferdinand Schmidt sowie eine Ateliergebäude in Lostau bei Burg (1912). In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre stand T. in engem Kontakt mit dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Magdeburg Wilhelm-Adolf Farenholtz, auf dessen Veranlassung nach T.s Entwürfen in Magdeburg das Verwaltungsgebäude der Firma Vereinigte Ölfabriken Hubbe & Farenholtz (1935) sowie eine Fahnenhalle (Hindenburgehrenmal) für die neu errichtete Infanterie-Kaserne in der Nähe des Herrenkruges (1936–39) ausgeführt wurden. T. förderte auch in den 1940er Jahren den Bau von Stadtrandsiedlungen und lieferte u. a. einen nicht realisierten Entwurf für eine Wohnsiedlung der Junkerswerke in Magdeburg (1940–41). Er hinterließ ein umfangreiches gegenständliches und literarisches Werk.

Werke: Zimmermannsarbeiten. Entwürfe für Holzbauten, 1907; Der Wohnhausbau, 1909; Handwerk und Kleinstadt, 1919, Hausbau und dergleichen, 1920.

Literatur: Reichshdb 2, 1892 (B); Thieme/Becker 32, 552f.; Marco de Michelis, H. T. 1876–1950. Das architektonische Gesamtwerk, 1991 (W); Martin Ebert, H. T. Architekt zwischen Tradition und Moderne, 1998.

Bildquelle: *Linde Hohn, Berlin (privat): Ölgemälde von Heinrich Graf von Luckner.

Ines Hildebrand