Steffen, Wolfgang
geb. 28. 04. 1923 Neuhaldensleben,
gest. 04.12. 1993 Berlin,
 Komponist, Dirigent.

S. war der Sohn von Albert S., 1921–29 Direktor des Lehrerseminars in Neuhaldensleben, und Frieda S., Pianistin und von 1912 bis ca. 1920 Leiterin des Steffens Conservatoriums für Musik in Berlin. So bekam er frühzeitig Berührung mit Musik, besonders mit der von Chopin und Liszt. 1929 übersiedelte die Familie nach Berlin, dort besuchte S. das Gymnasium Zum Grauen Kloster. Nach dem Abitur 1941 wurde S. Soldat. Ab 1945 studierte er am Klärschen Konservatorium in Hamburg bei Theodor Kaufmann, 1946 in Berlin am Städtischen Konservatorium und von 1949 bis 1953 an der Staatlichen Hochschule für Musik bei Heinz Tiessen Komposition, der ihn stark beeinflußte. Zusätzlich belegte S. an der Freien Universität theaterwissenschaftliche Seminare bei Walter Gerstenberg und Hans Knudsen sowie die Fächer Philosophie und Kosmologie. 1951 bis 1959 leitete S. mehrere Chöre, für die er Vokalwerke schrieb. Bis 1959 hatte er das Amt des Bundeschorleiters der Berliner Innungschöre inne. Ab 1959 wirkte er freischaffend als Komponist. Lehraufträge, Gastprofessuren an der Hochschule der Künste in Berlin sowie ehrenamtliche Tätigkeiten, wie die des Auslandsreferenten im Deutschen Komponistenverband und als Jurymitglied des Deutschen Akademie Austauschdienstes e.V., nahm er nach dem 50. Lebensjahr wahr. S., mehrfach ausgezeichnet, erhielt u. a. 1978 den großen australischen Kompositionspreis und 1981 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der BRD. Er schrieb Orchesterwerke und Konzerte, Kammermusikwerke für verschiedene Besetzungen und Werke für Tasteninstrumente. Im Bereich der Vokalmusik schrieb er Liederzyklen mit Klavier- oder Ensemblebegleitung, Chorwerke mit Instrumentarium und Stücke für verschiedene A-cappella-Chöre. Leitbilder für ihn als Komponisten waren in den 1940er und 1950er Jahren Hindemith und Bartók. Ab Mitte der 1960er Jahre schuf S. klangfarbenbetonte Kompositionen mit vitalem, aber auch meditativem Ausdruck mittels aleatorischer Technik, in den 1970er Jahren fand er seinen Stil, der alle verfügbaren Techniken einschließt: Klang bildet das Grundmaterial der Musik. Ton und Klang sah er als identisch. Das ordnende Prinzip des Kosmos diente S. als Ideenträger für die experimentelle Organisation von Klangphänomenen.

Literatur: MGG 16, Sp. 1749; Beate Philipp, W. S., in: Hanns-Werner Heister/Walter-Wolfgang Sparrer (Hg.), Komponisten der Gegenwart. edition text + kritik, 1992, 5. Nachlieferung, 1; Susann Braun, Das Schaffen des Komponisten W. S. unter besonderer Berücksichtigung der Werke “Botschaft” und “Intrada seria”, Ms. 1994.

Sigrid Hansen

letzte Änderung: 01.03.2005