Seitz, Friedrich
geb. 12.06.1848 Günthersleben bei Gotha,
gest. 22.05.1918 Dessau,
Geiger, Violinpädagoge, Komponist.

S., Sohn eines Landwirts, besuchte die Schule seines Geburtsorts, trat 1865 als Freiwilliger in das Gothaische Infanterie- Regiment ein und machte den Feldzug 1866 mit. Danach studierte er Violine bei dem Sondershäuser, vorher Magdeburger Konzertmeister Karl Wilhelm Uhlrich (1815–1874), seinem späteren Schwiegervater, und vervollkommnete sich u. a. 1874 bei dem Dresdener Hofkonzertmeister Professor Johann Christoph Lauterbach. Nach seiner Anstellung 1869 als erster Violinist in der fürstlichen Hofkapelle zu Sondershausen (dem heutigen Lohorchester), unterbrochen von der Teilnahme am Krieg 1870/71, wurde er bald zum Vizekonzertmeister, 1873 zum Kammermusiker ernannt. 1876 wurde S. Konzertmeister des Stadttheater- und Konzertorchesters in Magdeburg, 1884 der Herzoglichen Hofkapelle in Dessau. In beiden Orten gründete S. eine eigene Musikschule. 1888 war er Konzertmeister des Bayreuther Festspielorchesters. Kunstreisen führten ihn in viele deutsche Städte, mit der Coburger Oper gastierte er in London. 1908 trat er in den Ruhestand. Vom Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen wie auch vom Herzog von Anhalt erhielt er deren Orden für Kunst und Wissenschaft Seine enge Verknüpfung mit einem aufgabenreichen heimischen Musikleben und seine ausgedehnte Unterrichtstätigkeit (die er auch fortsetzte, nachdem er 1908 in den Ruhestand trat) verwehrten es dem hervorragenden Solisten und Kammermusiker, ständig über die jeweiligen lokalen Grenzen hinauszuwirken. Von seinen Kompositionen besitzen die unvermindert lebendigen Schülerkonzerte im Lernweg junger Violinschüler auch heute noch ihren Wert.

Werke: 8 Schülerkonzerte für Violine und Klavier; 3 Schüler-Klaviertrios; zahlreiche Charakter- und Vortragsstücke unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade meist für Violine und Klavier, auch Orchester.

Literatur: Hobohm, Bd. 1, 647–649; Friedrich Jansa, Deutsche Tonkünstler in Wort und Bild, 21911, (B); Anhalter Anzeiger, Dessau, vom 25.05.1918. – Verlagskataloge und -anzeigen: Friedrich Wilhelm Beinroth, Musikgeschichte der Stadt Sondershausen von ihren Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, 1943; Emil Gorski, Vorwort zur Ausgabe von op. 12 und 13 im Polnischen Musikverlag Krakow, 1970; Egon Rubisch, Vorwort zu Schülerkonzert D-Dur. op. 22, 1969 (= Spielt fröhlich mit, H. 8); Ulfert Thiemann, Vorwort zu Konzert D-Dur (Schülerkonzert Nr. 4), op. 15, 1970.

Wolf Hobohm