Große, Hans Arthur Willy, Dr. jur.
geb. 04.11.1898 Berlin-Charlottenburg,
gest. 09.10.1972 Magdeburg,
Jurist, Musikerzieher, Musikwissenschaftler.

G., Sohn des Postrats Arthur G., besuchte das humanistische Gymnasium in Brandenburg/Havel, studierte ab 1918 Staats- und Rechtswissenschaften in Berlin, Marburg und Breslau, wo er 1925 promovierte. Von 1926 bis Ende 1945 in der Sozialversicherung tätig, war er seit 1943 Geschäftsführer der Landesgeschäftsstelle Mitteldeutschland in Magdeburg des Reichsverbandes der Betriebskrankenkassen. G. erhielt den ersten Klavierunterricht mit sechs Jahren, nahm dann Unterricht und hörte Vorlesungen bei Universitätsmusikdirektor Prof. Dr. Hermann Stephani in Marburg, 1910 bis 1918 bei Musikdirektor Dr. H. Wiegandt in Brandenburg, ca. 1929 bei Prof. Hans Mersmann (Gesang und Gehörbildung) und Konservatoriumsdirektor Prof. Bruno Kittel in Berlin. Mehr aus einer Laune heraus legte er bei Kittel, dessen Bruno- Kittelschem Chor er von 1933 bis 1943 angehörte (1941–43 als Korrepetitor), die Privatmusiklehrer-Prüfung ab. Sie ermöglichte ihm ab 1948 die Zulassung und Tätigkeit als Privatmusikerzieher in Magdeburg (Klavier, Harmonielehre). Daneben hielt er Vorlesungen an der Volkshochschule. G. war schließlich von 1949 bis zu deren Verlegung nach Halle 1949 Dozent für Musikgeschichte, Musiktheorie und Klavier an der Georg-Philipp-Telemann-Fachgrundschule für Musik und von 1959 bis 1963 Lehrkraft für Klavier an der Volkskunst- bzw. Musikschule Magdeburg. G. begann mit 20 Jahren Klavier- unterricht zu erteilen, zu komponieren und popularisierende Aufsätze für Zeitungen und Zeitschriften zu verfassen. Seit 1949 wurde G. einer der Initiatoren der Magdeburger Telemann-Renaissance, über deren Entwicklung er auch in öffentlichen Vorträgen und in Tageszeitungen und Fachzeitschriften berichtete. Er regte die Georg-Philipp-Telemann-Musiktage 1954 und Gedenkkonzerte anläßlich des 275. Geburtstag Telemanns 1956 an und war (1961) Mitbegründer des von ihm unermüdlich als gesamtdeutsche Gesellschaft angestrebten Arbeitskreises Georg Philipp Telemann Magdeburg im Deutschen Kulturbund, von dem er sich bald, da nur eine DDR-Lösung zustande kam und er selbst nicht recht teamfähig war, enttäuscht wieder abwandte, sowie der ersten Magdeburger Telemann-Festtage (1962). Unermüdlich trug er bis dahin wenig oder nicht bekanntes dokumentarisches und Quellen-Material über Georg Philipp Telemann zusammen. Dabei gelangen ihm zahlreiche wertvolle Funde. Dieses Material ist heute Teil der Archivbestände des Magdeburger Zentrums für Telemann-Pflege und -Forschung.

Werke: Musik auf Briefmarken. In: Musik und Gesellschaft 9, H. 11, 1959, 666–668; Telemann-Arbeitskreis in Magdeburg, in: Musica 16, H. 4, 1962, 94f.; Telemanns Aufenthalt in Paris, in: Händel-Jb. 10, 1964/65, 113–138 (auch als Sonderdruck 1965); Briefe von und an Telemann, in: Georg Philipp Telemann. Leben und Werk. Beiträge zur gleichnamigen Ausstellung 22.06. bis 10.09.1967 im KHM Magdeburg, 1967, 58–66; Händel und Bach auf Subskriptionslisten zu Werken Telemanns, in: Beiträge zur Musikwissenschaft 9, 1967, 62f.; G. Ph. Telemann und seine Beziehungen zu Leipzig, in: Sächsischen. Heimatblatt, H. 3, 1967, 115–125; George Philipp Telemann (1681–1767). Um músico alemao de alto valor internacional, in: Colóquio. Revista de artes e letras. Lisboa, Junho de 1968, Número 49; Die Schreibweise des Namens “Georg Philipp Telemann” zu seiner Zeit, in: Beiträge zur Musikwissenschaft 13, 1971, 120–122; Georg Philipp Telemann: Briefwechsel. Sämtliche erreichbare Briefe von und an Telemann (mit Hans Rudolf Jung), 1972.

Literatur: Wolf Hobohm, Kleines Kalendarium der Magdeburger Telemann-Pflege und -Forschung, in: Wer vielen nutzen kann, tut besser, als wer nur für wenige was schreibet. Telemann-Pflege in der DDR. Beiträge zur gleichnamigen Ausstellung vom 14.03. bis 17.05.1981 im Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg, 1981, 6–16; Wolf Hobohm, Die Georg-Philipp-Telemann-Fachgrundschule für Musik in Magdeburg (1949–1959), in: Fs. zum 40jährigen Bestehen der Georg-Philipp-Telemann-Musikschule Magdeburg, 1994, 5–8 (*B); Ursula Hobohm/Wolf Hobohm, Die Georg-Philipp-Telemann-Fachgrundschule für Musik (1949–1959), in: Konservatorium Georg Philipp Telemann – Musikschule der Landeshauptstadt Magdeburg (Fs. anläßlich der Fertigstellung des neuen Musikschulgebäudes mit Beiträgen zu Geschichte und Wirkung der Musikschule), 2000, 9

Archivalien: Kartei Magdeburger Musiker, Wolf Hobohm Magdeburg (privat); StadtA Magdeburg: PA 10968 und 11548.

Wolf Hobohm