Uffrecht, Rudolf August Heinrich Matthias
geb. 09.07.1840 Althaldensleben,
gest. 13.11.1906 Berlin,
Bildhauer, Maler, Kunsthandwerker.

Der älteste Sohn des Keramikfabrikanten Jakob U. entwickelte frühzeitig künstlerischen Ambitionen und studierte ab 1855 an der Berliner Akademie der Künste bei dem mit seinem Vater befreundeten Bildhauer Bernhard Afinger, einem Schüler Christian Daniel Rauchs. U. konnte auf Vermittlung Afingers, in dessen Berliner Haus er wohnte, noch 1857 Unterricht im Aktsaal bei Rauch nehmen. 1860, 1861 und 1862 errang U. mit hervorragenden Leistungen jeweils den ersten Preis in der Modellier- und Kompositionsklasse und wurde auf ein Zeugnis des akademischen Senats hin vom Militärdienst befreit. Schon früh begann er für die väterliche Terrakottenfabrik figürliche Darstellungen zu modellieren, für die er auf Kunstgewerbeausstellungen für industrielle Keramik mehrere Preise erhielt. 1865 ließ sich U. nach einer ausgedehnten Deutschland-Reise wieder in Althaldensleben nieder, um im Unternehmen seines Vaters tätig zu werden. Zahlreiche Entwürfe für industrielle Keramik entstanden in dieser Zeit. 1869 war U. zwischenzeitlich als Mitarbeiter Gustav Blaesers wieder in Berlin tätig. Ab 1873 schlossen sich erneut größere Reisen zur Weltausstellung nach Wien, durch Deutschland, Griechenland, Italien und die Schweiz an. 1878 besuchte U. Paris und nahm 1881 nach einer Rundreise durch die Lombardei, Umbrien, Kalabrien und Sizilien seinen Wohnsitz dauerhaft in Rom. Dort betrieb er ein eigenes Atelier in der Nähe des Monte Pincio und gehörte seit 1885 dem Deutschen Künstlerverein, einem Zusammenschluss deutscher Künstler in Rom, an. 1891 siedelte er dauerhaft nach Florenz über. 1895 kehrte U. nach Deutschland zurück und nahm seinen Wohnsitz zunächst in München. Ab 1897 lebte und arbeitete er wieder in Berlin. – U.s Werke, insbesondere seine Terrakottenskulpturen von Künstlern, Dichtern, Musikern und Politikern (u. a. Otto von Bismarck, Helmuth Graf von Moltke) sowie allegorischen Figuren und Genregruppen, überzeugten die zeitgenössische Kritik durch Natürlichkeit der Formgebung, vollendete Ausführung und gefällige Harmonie. U. war später auch als Kopist alter Meisterwerke tätig und versuchte sich als Schriftsteller, Dichter, Übersetzer und Literaturhistoriker.

Literatur: Thieme/Becker 33, 539; N. N., Biographie R. U., in: Pallas. Zs. des Kunstgewerbevereins Magdeburg 7, 1886, 88f.; Rodolfo U., scultore e pittore, Rom 1886; Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, 1927; Sieglinde Bandoly, "Siderolith- und Steingutfabrik" J. U. & Co., Neuhaldensleben, zur Geschichte und Entwicklung im 19./20. Jahrhundert, in: Js. der Museen des Ohrekreises 9 (42), 2002, 79.

Archivalien: Unterlagen Irene U.-Peters, Carrollton/USA (privat).

Bildquelle: *Irene U.-Peters, Carrollton/USA (privat).

Guido Heinrich

 letzte Änderung: 21.09.2005