Wendler, Kurt Hans Hermann Adalbert
geb. 20.06.1893 Magdeburg,
gest. 13.06.1980 Bad Nauheim,
Graphiker, Maler, Fotograf.

Als einziger Sohn von Robert W., einem Ingenieur im Eisenbahnwesen, verbrachte W. seine Kindheit in Magdeburg. Auf Wunsch des Vaters begann er 1909 eine Lehre in den Grusonschen Gewächshäusern Magdeburg und war 1912 für ein Jahr an der Königlichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim am Rhein tätig. Erst danach widmete er sich bis zum Kriegsbeginn 1914 als Autodidakt dem Studium der Malerei und Graphik. Zeitlebens arbeitete er als Künstler autodidaktisch, und die Eindrücke der Pflanzen- und Tierwelt seiner Lehrzeit beeinflußten alle späteren Werke. Während seines Kriegsdienstes wurde W. verwundet und lebte nach der Entlassung 1916 zunächst in Wernigerode bei den Eltern. 1917 ging W. für ein Jahr nach Berlin und lernte durch einen Onkel zahlreiche Künstler und Schauspieler kennen. Zunächst in Berlin als Schaufensterdekorateur tätig, erlangte er durch aufsehenerregende ungewöhnliche künstlerische Arbeiten verschiedener Genres Beachtung, so daß ihn der Geheimrat Philipp Rosenthal für seine Porzellanfabrik in Selb als Dekorentwerfer gewann. Für die Firma Korbkunst in Hildburghausen lieferte W. ab 1918 von Wernigerode aus Entwürfe farbiger Einlagen, für die Kartonagenfabrik Max Armbruster in Hamburg kreierte er ab 1921 Luxuskartonagen und gestaltete u. a. die Tapetenkollektion “Bizarre Form”, welche großen Zuspruch fand. Sie war ein Beispiel seiner Vorliebe für farbintensive exotische Tier- und Pflanzenmotive. Nach seiner Heirat 1922 eröffnete er in Wernigerode eine eigene “Berliner Werkstätte für zeitgemäße, angewandte Kunst, Raum-, Flächen-, Werbe- und Kleinkunst”. 1927 zog er mit seiner Familie nach Berlin. W. richtete sich ein Fotostudio ein und entwarf ab 1930 für alle namhaften Filmgesellschaften Plakate. Er zeichnete und fotografierte zahlreiche Revue-, Bühnen- und Filmstars wie Zarah Leander oder Heinz Rühmann. Durch seine antifaschistische Haltung in der Zeit des Nationalsozialismus gefährdet, geriet W. 1942 vier Monate in Haft und flüchtete 1944 nach Belgien. In Eupen arbeitete er nach Kriegsende als Fotograf bei der US-Armee und eröffnete ein Fotogeschäft. 1954 mußte W. mangels Arbeitserlaubnis Belgien verlassen. Mit Malerei versuchte er ab 1956 in Bad Vilbel einen Neuanfang. Erblindet verbrachte er die letzten Lebensjahre bei seiner Tochter in Bad Nauheim.

Literatur: Wilhelm Siemen, K. W. – und ewig lockt das Weib, 1998 (W,B).

Bildquelle: *KHM Magdeburg.

Sabine Liebscher