Holtermann, Ernst
geb. 10.08.1867 Hamburg,
gest. 10.03.1922 Magdeburg,
Buchhändler.

H. gehörte zu den Pionieren des deutschen evangelischen Buchhandels. Nach seiner fachlichen Ausbildung in Hamburg trat er bereits 1890 als Leiter in die Filiale der Deutschen Evangelischen Buch- und Traktatgesellschaft in der Berliner Behrensstraße ein, führte das Geschäft mit großer Umsicht und erfreute sich in Berliner Kreisen bald allgemeiner Anerkennung “dank der ihm eigenen glücklichen Verbindung von innerlich christlicher Grundeinstellung und hervorragend tüchtigem buchhändlerischen Können” (“Der evangelischer Buchhandel”, 1961). Dennoch nutzte er Mitte 1902 die Gelegenheit, sich selbständig zu machen, und übernahm die 1876 vom Vorstand der Korporation der Herberge zur Heimat, einem mit der evangelischen Stadtmission verbundenen Bücherverein, gegründete Schriftenniederlage in Magdeburg für eigene Rechnung. H. verlegte das unrentabel arbeitende Geschäft, das unter seiner Leitung bald florierte und unter der Firma Evangelische Buchhandlung Ernst Holtermann bereits 1905 erneut in ein größeres Geschäftslokal (Breiter Weg 195/Leiterstraße) umziehen mußte. In kurzer Zeit konnte H. mit den Pastoren von Magdeburg und Umgebung sowie christlichen Kreisen der Stadt einen festen Kundenstamm gewinnen und das Geschäft entscheidend ausbauen. Neben Buch und Bild wurden kirchliche Geräte, Talare, Hostien, Altarkerzen, Formulare usw. vertrieben. H. gliederte der Buchhandlung zudem einen kleinen Verlag an, der theologische Abhandlungen und Predigten in Form von Büchern, Broschüren und Heften, z. T. in Massenauflage, herausbrachte und das Monatsblatt des Gustav-Adolf-Vereins sowie Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen publizierte. H. diente langjährig kirchlichen und buchhändlerischen Verbänden, zuletzt u. a. als Vorsitzender der Vereinigung Evangelischer Buchhändler und als Vorstandsmitglied des Verbandes Magdeburger Buchhändler. Sein Sohn Johannes H. (geb. 23.11.1900 Berlin-Lichterfelde, gest. 19.05.1987 Magdeburg) führte das Geschäft nach 1922 zunächst zusammen mit seiner jüngeren Schwester Irmgard (bis 1930) und der Unterstützung des alten Mitarbeiterstammes weiter. 1933 war die Firma die anerkannt führende christliche Buchhandlung der Kirchenprovinz Sachsen, die in der Zeit des Nationalsozialismus durch ihren Einsatz für das christliche Schrifttum, insbesondere das der Bekennenden Kirche, zunehmend in Schwierigkeiten geriet. Johannes H. wurde 1939 zum Kriegsdienst eingezogen, kehrte 1947 aus der Gefangenschaft zurück, konnte die 1945 durch Bombentreffer schwer beschädigte Buchhandlung an alter Stelle fortführen und stand ihr bis 1971 als selbständiger Geschäftsführer vor. Die Firma befindet sich gegenwärtig in dritter Generation im Besitz von Martin H. in Magdeburg.

Literatur: Gustav Fick (Hg.), Der Evangelische Buchhandel. Bausteine zu seiner Geschichte, 1921, 224–227; Der evangelische Buchhandel. Eine Übersicht seiner Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, 1961, 148f.

Bildquelle: *Martin H., Magdeburg (privat).

Guido Heinrich

letzte Änderung: 09.02.2005