Wilhelm, Otto, Prof.
geb. 25.02.1906 Glauchau,
gest. 13.03.1975 Magdeburg,
Techniker, Diplom-Ingenieur, Hochschullehrer.

W., zweitältester Sohn einer Handwerkerfamilie (sein Vater betrieb eine Autosattlerei), legte 1922 in Glauchau den Realschulabschluß ab. Nach einem 17monatigen Berufspraktikum studierte er von 1923 bis 1927 an der Staatlichen Akademie für Technik in Chemnitz. Als gutem Studenten wurde W. der Übergang ins dritte Semester des Maschinenbaustudiums der Technischen Hochschule Dresden ermöglicht, den er nach einer Berufstätigkeit im Mai 1928 vollzog. 1931 schloß er das Studium in Dresden mit dem Diplom ab, wobei ihn besonders die Professoren Kutzbach und Alt für die Fachgebiete Maschinenelemente und Getriebelehre mit den Anwendungen im Kolben- und Verarbeitungsmaschinenbau prägten. So arbeitete er von 1931 bis 1935 als Konstrukteur im Verpackungsmaschinenbau in der Maschinenfabrik Beco in Dresden. Im Sommer 1935 wechselte er zur Firma Friederich Krupp nach Essen über, was W. die Entwicklung zum Konstrukteur für Großgetriebe ermöglichte. Nach dem Ende des II. Weltkrieges baute er in der Firma Kratsch in Gößnitz Fahrradhilfsmotoren und war ab 1949 in Penig im Zahnradgetriebebau tätig. Von 1953 bis 1954 wirkte er dort als Chefkonstrukteur der DDR-Getriebeindustrie. Seine Vorstellung, dem ingenieurtechnischen Nachwuchs sein Wissen und seine Erfahrungen zu vermitteln, ließ sich im Rahmen der 1953 erfolgten Gründung der Hochschule für Schwermaschinenbau in Magdeburg ab Frühjahrssemester 1954 mit der Vorlesung “Maschinenelemente” erfüllen. Zunächst als Direktor des Instituts für Maschinen- und Antriebselemente tätig, baute W. 1956 die Fachrichtung Ausrüstungen der Metallurgie auf und leitete das neue Institut für Antriebstechnik wie auch das Institut für Walzwerks- und Hüttenmaschinen. So fanden in Abstimmung mit der Bergakademie Freiberg und in Ausrichtung auf das Produktionsprogramm des größten Schwermaschinenbaubetriebes der DDR, des Schwermaschinenbau- Kombinats “Ernst Thälmann” (SKET) Magdeburg, die Walzwerksmaschinen an der Technischen Hochschule Magdeburg eine Heimstatt. Die enge Verbindung zur Vereinigung Volkseigener Betriebe Ausrüstungen der Schwerindustrie und Getriebebau führte auch zur direkten Einbeziehung der industriellen Praxis in die Ausbildung der Studenten der Fachrichtung Antriebstechnik. Die heutige Universität Magdeburg verdankt W. in den 1950er und 1960er Jahren eine Aufbauleistung, die nicht hoch genug gewertet werden kann. Als erster Direktor der im Jahre 1968 gegründeten Sektion Maschinenbau der Schwerindustrie, Fördertechnik und Baumaschinen, Prodekan der Fakultät für Maschinenbau, Wahlsenator und erster Vorsitzender der Hochschulsektion der Kammer der Technik war er oft auch profilierter Gastgeber für internationale Gäste, wobei seine Lebenshaltung – disziplinierte Arbeit und Zufriedenheit der Menschen als Grundlage eines vernünftigen Zusammenlebens – zum Ausdruck kam. Bis zu seiner 1971 erfolgten Emeritierung wurde W. für sein Wirken u. a. mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR, dem Orden Banner der Arbeit, der Verdienstmedaille der DDR und als Verdienter Techniker des Volkes geehrt, wobei ihm die Aktivistennadel des Zweijahrplanes 1949/50 immer die liebste Auszeichnung blieb, da sie seine Verbundenheit mit den Arbeitern des Peniger Getriebewerkes zum Ausdruck brachte. W. galt die Beschäftigung mit der Geschichte der Technik als “Steckenpferd”, und die Gründung eines technischen Museums in Magdeburg lag ihm sehr am Herzen.

Werke: (Mitarb.) Umlaufrädergetriebe, 1973.

Literatur: Prof. Dipl.-Ing. O. W. Biographische Skizze, in: Wissenschaftliche Zs. der Technischen Hochschule Magdeburg 27, H. 3, 1983, 67–72 (B).

Archivalien:  Universitätsarchiv Magdeburg: PA.

Bildquelle: *ebd.

Gerd Fleischer

letzte Änderung: 02.03.2005