Stumpp, Ernst Emil, Prof. Dr.-Ing.
geb. 25.03.1897 Kappel am Rhein/Kreis Offenburg,
gest. 24.08.1978 Magdeburg,
Diplom-Ingenieur, Elektrotechniker, Hochschullehrer, Ehrensenator.

Der aus einer Zigarrenmacherfamilie stammende S. besuchte ab 1908 das Realgymnasium in Ettenheim. Mit der Prima-Reife ließ er sich als Kriegsfreiwilliger im September 1914 für den Eintritt in Heeresdienst gewinnen. Nach zwei Jahren Fronteinsatz als Artillerist und Infanterist vor Verdun, Schwerverwundung sowie vier Jahren französischer Kriegsgefangenschaft und Arbeitslager (Montceau-les-Mines) kehrte er 1920 nach Deutschland zurück. Durch das Ettenheimer Gymnasium wurde ihm als Kriegsheimkehrer nachträglich die Gymnasialreife erteilt, so daß er – durch Nachholkurse vorbereitet – 1920 in Brunsbüttelkoog das Abitur erlangen konnte. Entgegen dem ursprünglichen Wunsch, Lehrer zu werden, wandte sich S. dem Studium der Starkstromtechnik an der Technischen Hochschule Karlsruhe zu, in dem er schon bald mit seiner theoretischen und praktischen Begabung für Elektrotechnik und Mathematik bei größter Berufsdisziplin zur studentischen Elite zählte und Förderung durch den Elektrotechniker Rudolf Richter und den Mathematiker Kurt von Sanden erhielt. Noch bevor S. im November 1924 sein Studium mit der Diplomprüfung bei ausgezeichnetem Ergebnis beendete, übernahm ihn Richter in eine Assistenz, die er – schon in seiner ersten Anstellung als Prüffeldleiter in der Magnetwerk GmbH Eisenach, Fabrik für Elektromagnetapparate, stehend – mit der Vorlage einer Aufsehen erregenden und mit Auszeichnung bewerteten Dissertation “Über die Erwärmung axial belüfteter Turbo-Generatoren” (1929) abschloß. S. nahm nicht den gängigen Weg in ein Unternehmen der Elektrotechnik, sondern siedelte seinen Berufsweg zwischen Maschinenbau und Elektrotechnik an. Als leitender Prüffeld- und Entwicklungsingenieur in den Dessauer Betrieben der Berlin-Anhaltischen Meguin AG (BAMAG) war er verantwortlich für die Produktion von Magnetgeräten und Prüfständen, darunter Schleuderprüfstände für Flugzeugtriebwerke. Sein Kenntnisreichtum in den Grenzgebieten des Maschinenbaus zur Elektrotechnik zwang ihn als erklärtem Kriegsgegner im Dessauer Unternehmen, das Kriegsausrüstungen produzierte, bis 1945 in hohe technische Verantwortungen. Nach 1945 trat S. in die SPD und den FDGB ein und stellte sich führend der Umprofilierung der Dessauer BAMAG-Werke von der Kriegsproduktion auf Erzeugnisse des zivilen Bedarfs zur Verfügung. In seiner Eigenschaft als Chefkonstrukteur war S. maßgeblich am Aufbau des VEM Elektromotorenwerk Dessau beteiligt. 1955 erhielt er einen Ruf an die 1953 gegründeten Hochschule für Schwermaschinenbau Magdeburg mit dem Auftrag, die elektrotechnische Hochschulausbildung für Studenten maschinenbautechnischer Disziplinen aufzubauen. Er begründete den Aufbau des damals ersten wissenschaftlich arbeitenden elektrotechnischen Instituts im Magdeburger Raum. 1956 erhielt er die Berufung zum Professor mit Lehrauftrag für Elektrotechnik und elektromotorische Antriebe und war in der Folge als Direktor des gleichnamigen Instituts, als Dekan der Fakultät für Maschinenbau sowie ab 1959 als Prorektor für wissenschaftlichen Nachwuchs tätig. Alle Vorlesungen und Übungen für die elektrotechnische Grundausbildung der Maschinenbaustudenten wurden von S. entwickelt. Seine wissenschaftliche Arbeit galt der Entwicklung von magnetisch steuerbaren Kupplungen sowie der thermischen Funktionszuverlässigkeit von Elektromotoren. Für seine außerordentliche Verdienste wurde das Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften u. a. 1959 mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze und 1962 mit der Ernennung zum Ehrensenator der Technischen Hochschule Magdeburg geehrt. Im selben Jahr trat S. in den Ruhestand.

Werke: s. o.; Selbständige asynchrone Generatoren, in: Elektrotechnische Zs. 46, H. 45, 1925; Anfahrbelastung und Drehzahlabfall von Elektromotoren bei Energieausgleichsvorgängen in kupplungsgesteuerten Triebwerken, in: ebd. 61, H. 41, 1940; Zehn Jahre Elektromaschinenbau in der DDR, in: Die Technik 11, H. 2, 1956; Über eine neue Methode der Aufnahme und Auswertung von Erwärmungskurven, in: Elektrie 14, 1960, 237f.; Mechanische und thermische Übergangsvorgänge bei elektromotorischen Antrieben, 1962.

Archivalien: Universitätsarchiv Magdeburg: PA.

Bildquellen: *Reinhold Krampitz, Magdeburg (privat); Universitätsarchiv Magdeburg.

Reinhold Krampitz

letzte Änderung: 01.03.2005