Schrader, Heinz, Prof. Dr.-Ing.
geb. 04.05.1910 Braunschweig,
gest. 22.03.1990 Magdeburg,
Ingenieur, Hochschullehrer.

Nach dem Abitur studierte S. an der TH in Braunschweig Maschinenbau und legte im Frühjahr 1934 die Diplomprüfung ab. Danach blieb er als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Strömungsmaschinen der TH Braunschweig bei Prof. Carl Pfleiderer, der u.a. durch die zusammenfassende und vergleichende Behandlung der Strömungsmaschinen in der Fachwelt bekannt war. Am Lehrstuhl bearbeitete S. auch Industrieaufträge. Im Frühjahr 1938 promovierte er mit einer herausragenden Arbeit über Strömungsvorgänge in Kreiselpumpen. Anschließend war er in der Firma Klein, Schanzlin & Becker, einem Hersteller von Kreiselpumpen, tätig. Während des II. Weltkrieges nahm S. ingenieurtechnische Aufgaben auf dem Schießplatz Hillersleben nördlich von Magdeburg wahr. In der Nachkriegszeit arbeitete S. in verantwortlichen Positionen in den Pumpenwerken Oschersleben und Halle, wurde 1951 als technischer Leiter in das Ministerium für Schwermaschinenbau der DDR berufen und erhielt im August 1953 den Auftrag, in Magdeburg eine Hochschule für Schwermaschinenbau aufzubauen. 1955 wurde S. zum Professor berufen und als Gründungsrektor dieser Hochschule bestätigt. Trotz widriger Umstände gelang es S., die Magdeburger Hochschule planmäßig aufzubauen und sie innerhalb kurzer Zeit zu einer angesehenen Bildungsstätte zu entwickeln. Dank seines außerordentlichen Engagements konnte der Lehrbetrieb zum Frühjahrssemester 1954 mit 530 Studenten der 1. Matrikel aufgenommen werden. Mit wenigen Mitarbeitern schuf S. alle notwendigen Bedingungen für den Hochschulbetrieb, wie z.B. die Klärung des Profils der Hochschule bezüglich Lehre und Forschung in Abstimmung mit der Industrie und anderen Hochschuleinrichtungen, die Gewinnung geeigneter Fachvertreter für den Lehrkörper, die Konzipierung der Verwaltungsstruktur und deren Installierung, die Bildung einer Aufbauleitung zur kurzfristigen Beschaffung von Räumen, deren Umbau zu Provisorien sowie die Ausarbeitung der Projekte für den Hochschulneubau. Zudem schuf S. die unmittelbaren Voraussetzungen für die Aufnahme des Lehrbetriebs (Lehrmittel, Labors, Werkstätten, Versuchsstände u.a.) und zeichnete für den Aufbau der wissenschaftlichen Bibliothek und des Maschinenlabors, die Konzipierung des Instituts für Strömungsmaschinen sowie die Ausarbeitung der Studienpläne für die Unter- und Oberstufe verantwortlich. Erhebliche Schwierigkeiten bereiteten dabei nicht nur die beschränkten Finanzmittel, sondern auch die zeitweilige Blockierung der Bebauung des neuen Hochschulgeländes durch den Architekturbeirat in Berlin. S. konnte den dadurch bedingten Raumengpaß durch verschiedene Provisorien überwinden, u.a. durch den Bau des Instituts für Werkstoffkunde außerhalb des Hochschulbezirks an der Steinernetischstraße. Neben diesen umfangreichen Aktivitäten bemühte sich S. beim übergeordneten Ministerium um die Zustimmung, an Stelle einer Spezialhochschule nach sowjetischem Vorbild eine polytechnische Hochschule zu entwickeln, die den deutschen Verhältnissen besser entsprechen würde – ein Anliegen, das im Ministerium auf Unverständnis stieß und nachhaltige Verstimmung verursachte. Erst nach jahrelangen Auseinandersetzungen gab der Minister für Hochschulwesen seine Zustimmung zum Ausbau der Hochschule für Schwermaschinenbau zur Technischen Hochschule (1961). 1987 erfolgte in festlichem Rahmen die Umbenennung in Technische Universität Otto von Guericke, aus der 1993 nach Vereinigung mit der Pädagogischen Hochschule und der Medizinischen Akademie die Otto-von-Guericke-Universität hervorging. Um die junge Hochschule in Fachkreisen bekannt zu machen und den wissenschaftlich-technischen Gedankenaustausch anzuregen, veranstaltete S. mit dem Lehrkörper bereits im frühen Entwicklungsstadium der Hochschule Kolloquien unter Mitwirkung prominenter Wissenschaftler aus dem In- und Ausland. Nach der Inbetriebnahme des Instituts für Strömungsmaschinen auf dem neuen Hochschulgelände und der Übernahme des Rektorats durch Prof. Ernst-Joachim Gießmann 1956 konzentrierte sich S. als Direktor des Instituts für Strömungsmaschinen bis zu seiner Emeritierung 1975 auf Lehre und Forschung seines Fachgebietes und trug wesentlich zur Versorgung der Wirtschaft mit jungen Diplomingenieuren auf dem Gebiet der Strömungsmaschinen bei. Zur Unterstützung des kulturellen Lebens regte S. die Gründung des Clubs der Intelligenz an. Der Entwicklungsstand der Technik erforderte es, daß Magdeburg als Metropole des Maschinenbaus über eine technische Bildungsstätte mit Hochschulniveau verfügt. S. hat dies realisiert und mit seinem Wirken den entscheidenden Impuls für die Entwicklung Magdeburgs zur Hochschulstadt gegeben.

 Werke: Messungen an Leitschaufeln von Kreiselpumpen, Diss. Braunschweig 1939.

 

Archivalien: UnivA Magdeburg: PA.

 

Bildquelle: *UnivA Magdeburg.

Rolf Meier

 letzte Änderung: 08.09.04