Heilmann, Karl Jacob Anton
geb. 13.12.1878 Aschaffenburg,
gest. 30.11.1956 Magdeburg,
Diplom-Ingenieur, Oberingenieur, Hauptkonstrukteur, Direktor.

Nach dem Besuch der Gymnasien in Aschaffenburg und Schweinfurt studierte H. an der Technischen Hochschule Darmstadt Maschinenbau und erlangte 1901 den Abschluß als Diplom-Ingenieur. Er gehörte damit zu den ersten Dipom-Ingenieuren der Technischen Hochschule, die erst seit 1899 diesen akademischen Grad verlieh. Nach mehreren Jahren Assistenz bei Max F. Gutermuth, wo er u. a. an der Erarbeitung des Standardwerkes “Die Dampfmaschine” (1928) mitwirkte, begann er nach dem I. Weltkrieg seine Tätigkeit bei der Firma R. Wolf AG in Magdeburg-Buckau. Hier übernahm er die Leitung des Konstruktionsbüros Lokomobilen. Unter H.s Führung entwickelte sich nach Übernahme der Lokomobilenfertigung der Firma Heinrich Lanz AG Mannheim die Firma R. Wolf AG Magdeburg zum größten Lokomobilenproduzenten Deutschlands. In Spitzenzeiten lag der Ausstoß bei einer Lokomobile pro Tag. H. richtete sein Augenmerk vor allem auf die Entwicklung leistungsstarker Maschinen, die für Wärme-Kraft-Kopplung in Klein- und Mittelbetrieben geeignet waren. So wurden Verbundmaschinen mit Zwischendampf-Entnahme im Leistungsbereich bis 800 PS entwickelt. Da die für Lokomobilen traditionell verwendeten Großraum-Wasserkessel sowohl bei Drücken von 18 bar als auch Dampfleistungen von max. 8 t/h an ihrer Leistungsgrenze lagen, entwickelte H. vor dem II. Weltkrieg eine Versuchsanlage mit einem Steilrohrkessel für einen Druck von 60 bar, gekoppelt mit einer getrennt vom Kessel aufgestellten Verbundmaschine für Gegendrücke bis 5 bar. Dieser Versuch der Weiterentwicklung der Lokomobile scheiterte an Problemen der Stopfbuchsen und Kolbenringe, die den hohen Eintrittsdrücken nicht widerstanden. Der II. Weltkrieg unterbrach diese Arbeiten. Aufbauend auf den nach Kriegsende auf dieser Basis vorliegenden Erfahrungen, entwickelte H. die Lokomobilen ELD 9/10 mit einer Leistung von 100 PS sowie die T 32 und V 32 mit einer Leistung von 320 PS, die bis 1957 als Reparationsleistungen an die Sowjetunion geliefert wurden.

Werke: Lokomobile von R. Wolf (Campus der Universität Otto-von-Guericke Magdeburg). – Schriften: Die Entwicklung der Lokomobile von R. Wolf in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht, in: VDI-Zs. 1906, 313, 446, 478; Die Wärmeausnutzung der heutigen Kolbendampfmaschine, in: ebd. 1911, 921, 984, 1026, 2118; Die Wärmekraftausnutzung der heutigen Kolbendampfmaschinen, in: ebd. 1911; Die neue Entwicklung der Heißdampflokomobile, in: ebd. 1930, 65ff.

Literatur: Conrad Matschoss, Die Entwicklung der Dampfmaschine, Bd. 2, 1908, 257–269; Max F. Gutermuth, Die Dampfmaschine (3 Bde), 1928; 1838–1988. Von der alten Bude zum sozialistischen Kombinat, Betriebsgeschichte des Stammwerkes VEB Schwermaschinenbau “Karl Liebknecht” Magdeburg, Kombinat für Dieselmotoren und Industrieanlagen, Tl. 1–3, 1979–83.

Heinz Thüm

letzte Änderung: 02.02.2005