Friedrich, Walter, Prof. Dr. phil., Dr. med. h. c.
geb. 25.12.1883 Salbke bei Magdeburg,
gest. 16.10.1968 Berlin,
Biophysiker, Hochschullehrer.

F., Sohn eines Ingenieurs und Fabrikbesitzers, legte 1905 in Aschersleben am Harz das Abitur ab. Nach dem Studium der Physik in Genf und München 1905 bis 1911, das er mit der Promotion bei Wilhelm Conrad Röntgen abschloß und anschließender Assistententätigkeit am Institut für theoretische Physik der Universität München, wechselte er 1914 an die Frauenklinik der Universität Freiburg/Breisgau, wo er zunächst als Assistent, ab 1917 als Privatdozent arbeitete und 1921 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. 1923 folgte der Ruf als Ordinarius für medizinische Physik und Direktor des Instituts für Strahlenforschung an der Universität Berlin. 1949–51 fungierte F. als Rektor dieser Universität sowie als Direktor des Instituts für Medizin und Biologie an der Deutschen Akademie der Wissenschaften (DDR), war 1951–55 deren Präsident und arbeitete hier bis 1968 als Forschungsbereichsleiter. F. erwarb sich frühzeitig wissenschaftlichen Ruhm durch den experimentellen Nachweis der von Max von Laue vorausgesagten Interferenz von Röntgenstrahlen an Kristallen gemeinsam mit Paul Knipping im Jahre 1912. Danach widmete er sich medizinischen Problemen, insbesondere den physikalischen und biologischen Grundlagen der Strahlentherapie sowie der Erforschung und Bekämpfung von Geschwulstkrankheiten. Das Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher naturwissenschaftlicher Gesellschaften erhielt 1950 den Nationalpreis der DDR, 1954 den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Gold, 1953 wurde er als Hervorragender Wissenschaftler des Volkes und 1964 als Held der Arbeit ausgezeichnet. F. war 1950–68 Präsident des Deutschen Friedensrates und Vizepräsident des Weltfriedensrates. Ab 1949 gehörte er der Provisorischen Volkskammer bzw. der Volkskammer als Abgeordneter an. 1952 wurde er Ehrenbürger der Stadt Aschersleben. Eine Ehrung posthum durch seine Geburtsstadt Magdeburg erfuhr F. durch die Verleihung seines Namens an das größte städtische Krankenhaus anläßlich seines 100. Geburtstages.

Werke: Ueber traumatische Aneurysmen, 1916; Physikalische und biologische Grundlagen der Strahlentherapie, 1918 (mit Bernhard Krönig); The principles of physics and biology of radiation therapy, 1922 (mit Bernhard Krönig/H. Schmitz); (Hg.) Probleme und Ergebnisse aus Biophysik und Strahlenbiologie, 1956.

Literatur: Hdb SBZ/DDR, 198; Wer war wer DDR, 227; Fritz Köhler, W. F., Leben und Wirken, 1963 (W); Eike Schierhorn, W. F., 1983 (*B); Heinrich Scheel, Friedenskämpfer – Humanist – Wissenschaftler. Zum 100. Geburtstag von W. F., 1984.

Heribert Stroppe

letzte Änderung: 19.08.2004