Fräsdorff, Martin Erich Wilhelm
geb. 03.08.1881 Magdeburg,
gest. 14.09.1966 Magdeburg,
Kaufmann.

F. war der Sohn von Carl F., der am 01.04.1875 mit August Lüer die Handelsfirma Lüer & Fräsdorff gründete und nach dem Ausscheiden des Geschäftspartners unter Carl Fräsdorff – Landesprodukte, Kolonialwaren, Farben und Cigarren-Gross-Handlung in der Magdeburger Kaiserstraße neu firmierte. F. besuchte das Realgymnasium in Magdeburg (1887–98) und erlernte bis 1902 bei der Firma C. W. Vogel Kolonialwarengroßhandel in Magdeburg den Beruf des Kaufmanns. Anschließend ging F. zur beruflichen Weiterbildung nach Hannover. Dort arbeitete er zunächst bei der Firma Bahlsen, leitete dann das Auslieferungslager von C. W. Knorr und avancierte schließlich bei Ruma Malz- und Kornkaffeewerke zum Direktor. Nachdem F. auch deren Hamburger Filiale geleitet hatte, stieg er 1922/23 in das väterliche Unternehmen ein. F. wandelte den Betrieb von einer Handelsfirma in ein Industrieunternehmen um. Neben dem Handel setzte er verstärkt auf die Herstellung, Weiterverarbeitung und auf die Verpackung. Nach der Neufirmierung in Martin Fräsdorff – Gewürze, Kaffee- und Tee-Import, Kaffee-Großrösterei mit einer eigenen Salzabteilung, aus der 1934 die eigenständige Firma Magdeburger Salzgroßhandel Fräsdorff & Rink entstand, folgten der Ankauf eines 2.500 m² großen Firmengeländes in Magdeburg-Neustadt und die Inbetriebnahme von ersten größeren Maschinen. Von 1935 bis 1939 setzte F. die Modernisierung seiner Firma durch den Einsatz gasbeheizter Kaffeeröster und eines Abpackautomaten für Gewürze fort. Die markanten Verpackungen von Kaffee, Tee und Gewürzen – chromgelb mit brauner Beschriftung – prägten sich schnell bei den Verbrauchern ein. Einsetzende Importbeschränkungen und damit verbundene Umsatzverluste veranlaßten F., den ursprünglichen Lebensmittel-Großhandel wieder zu verstärken. Mit erfinderischem Engagement reagierte er nach Ausbruch des II. Weltkrieges auf die sich einstellende Mangelwirtschaft. F. stellte u. a. sogenannte Kriegsmischungen, Kaffee-Ersatz aus Malz und Roggenkaffee mit 10 und 20 % Bohnenkaffeeanteil, her. In den letzten Monaten des Krieges wurde die Firma fast vollständig zerstört. Mit dem Eintritt seines Sohnes Karl-Heinz F. in das Unternehmen begann 1945 der schwere, aber erfolgreiche Wiederaufbau. Trotz dessen eineinhalbjähriger Haft wegen Teilnahme am Aufstand vom 17.06.1953 ließ F. sich nicht entmutigen und führte das Privatunternehmen mit seinem Sohn gemeinsam bis 1966. Nach seinem Tod erfolgte die Umwandlung des Betriebes in eine Kommanditgesellschaft. 1972 wurde das inzwischen zum Gewürzverarbeitungswerk entwickelte Unternehmen verstaatlicht. Ungeachtet dessen ging Karl-Heinz F. 1977 abermals in die Selbständigkeit und gründete die Firma Karl-Heinz Fräsdorff, Abpackbetrieb, die mit den weithin bekannten Gewürzabpackungen der größte Majoran-Abfüller in der DDR wurde. Anläßlich des 125jährigen Jubiläums erhielt das Unternehmen im April 2000 die Magdeburger Stadtplakette in Gold.

Literatur: Hans-Ulrich Falk, Bewegtes Firmenleben von drei Generationen, in: Der Markt in Mitteldeutsche Mitteilungen der IHK Magdeburg, Nr. 4, 2000, 21–23 (B), 

Archivalien: Familienarchiv F. Magdeburg (privat).

Bildquelle: *ebd.

Horst-Günther Heinicke

letzte Änderung: 19.08.2004