Förster, Friedrich, Prof. Dr.-Ing., Dr. h.c. mult.
geb. 13.02.1908 Hundisburg/Kreis Neuhaldensleben,
gest. 29.03.1999 Reutlingen,
Wissenschaftler, Erfinder, Unternehmer.

F. wuchs in Hundisburg bei Magdeburg als Sohn eines evangelischen Pfarrers auf, studierte ab 1928 in Göttingen bei den Nobelpreisträgern James Frank und Max Born Physik und Mathematik und promovierte 1932 über die “Dielektrizitätskonstante und die Schallgeschwindigkeit von Alkohol-Wasser-Gemischen”. Wegen seines antifaschistisch gesinnten Vaters blieb ihm die Laufbahn eines Hochschullehrers verwehrt. Nach einer Assistententätigkeit am Institut für chemische Physik der Universität Göttingen war er von 1935–45 als Mitarbeiter und Abteilungsleiter am Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung in Stuttgart beschäftigt. 1948 begründete er in Eningen ein eigenes Unternehmen, das Institut Dr. Förster, das er später nach Reutlingen verlegte, durch Tochterfirmen in Brasilien, den USA, Frankreich und Italien erweiterte und durch die Entwicklung und Produktion von Präzisions-Werkstoffprüfgeräten zu internationaler Anerkennung führte. F. gilt weltweit als Begründer der wissenschaftlich fundierten zerstörungsfreien Prüfung mittels magnetischer und magnetinduktiver Verfahren. Der von ihm entwickelte und zur industriellen Reife geführte Differentialtransformator fand in Tausenden von Geräten zur Sortentrennung sowie Gefüge- und Legierungsprüfung Anwendung. Er ist auch das Kernstück der hochempfindlichen “Förster-Sonde” – einer Magnetfeldsonde, die in der Weltraumfahrt und Antarktisforschung eingesetzt wurde. Bahnbrechendes leistete er zudem bei der Wirbelstromprüfung, der Anwendung des Restfeldverfahrens, in der Magnetographie und technischen Anwendung mechanischer Schwingungen. F. publizierte ca. 200 wissenschaftlich-technische Arbeiten und war Inhaber von mehr als 180 Patenten. Für seine bedeutenden Verdienste auf dem Gebiet der zerstörungsfreien Materialprüfung und physikalischen Meßtechnik wurden F. die Ehrendoktorwürden der Universität Karlsruhe (1978) und Magdeburg (1991) verliehen, zu denen er enge Kontakte unterhielt. Neben zahlreichen weiteren Ehrungen und Auszeichnungen erhielt er 1976 das Große Verdienstkreuz der BRD.

Werke: (Mitarbeiter) Nondestructive testing handbook (2 Bde), 1959; Die Grenzen des zerstörungsfreien Nachweises von kleinen und kleinsten Fehlern in und unter der Werkstoffoberfläche mit elektromagnetischen und magnetischen Verfahren, 1976; Messgeräte-Kat. – Messen magnetischer Felder und physikalischer Größen, 1978.

Literatur: Die Förster-Gruppe, ca. 1985; Hans-Ulrich Richter, Chronik der zerstörungsfreien Materialprüfung, 1999 (B).

Bildquelle: *Institut Dr. Friedrich Förster, Prüfgerätebau GmbH & Co. KG Reutlingen.

Heribert Stroppe

letzte Änderung: 19.08.2004