Heckmann, Carl Justus, Prof. Dr.-Ing. E.h.
geb. 24.05.1902 Duisburg,
gest. 07.10.1993 Leipzig,
Diplom-Ingenieur, Hochschullehrer, Unternehmer.

Der zweite Sohn des Unternehmers und Kupferschmiedemeisters Carl Justus H. studierte nach dem Abitur an den Technischen Hochschule in Stuttgart und Breslau. Nach dem erfolgreichen Abschluß des Studiums als Diplom-Ingenieur folgten Auslandsaufenthalte in Frankreich, England und den USA. 1928 trat er in den Betrieb der Familie H. ein, der bereits 1819 gegründet worden und auf dem Gebiet des chemischen Apparatebaues tätig war. Seit dieser Zeit war er mehr als 40 Jahre verantwortlich im Gebiet des chemischen Apparate- und Chemieanlagebaues tätig. Besondere Erfolge in Entwicklung und Praxis hatte er auf dem Gebiet der Destillationstechnik und des Kolonnenbaues. Der Neuaufbau vieler chemischer Betriebe, so in Leuna, Schkopau, Böhlen, Espenhain, Lützkendorf, Rositz und anderen Orten, ist auf dem Gebiet der Destillationsanlagen mit seinem Namen verbunden. Auch über die Grenzen der DDR hinaus war er als Destillationsspezialist bekannt. Seine Arbeiten auf dem Gebiet der thermischen Trennung von Vielstoffgemischen fanden in der Sowjetunion starkes Interesse und führten zur Lieferung von sieben großen kontinuierlichen Anlagen für die Destillation synthetischer Fettsäuren 1956 und 1982. Richtungsweisend waren seine Arbeiten und Ideen auch hinsichtlich der optimalen Gestaltung und Konstruktion von Kolonnenböden und zur Standardisierung von Kolonneneinbauten. 1956 erhielt er den Auftrag, an der 1953 gegründeten Hochschule für Schwermaschinenbau in Magdeburg das Institut und die Fachrichtung für Chemisches Apparatewesen aufzubauen. Dieser Aufgabe widmete er sich, gestützt auf seine jahrzehntelangen Erfahrungen im chemischen Apparatewesen und Anlagenbau, mit ganzer Energie. 1959 wurde er als ordentlicher Professor an den Lehrstuhl für Chemisches Apparatewesen berufen und profilierte durch seine wissenschaftliche Tätigkeit erstmalig das Wissenschaftsgebiet Chemischer Apparatebau. Nach den unter seiner Leitung erarbeiteten Studienplänen wurden mehr als 500 Absolventen als Diplomingenieure dieser Fachrichtung ausgebildet. Die wissenschaftlichen Arbeiten am Institut für Chemisches Apparatewesen der späteren Technischen Hochschule, die unter der Leitung von H. durchgeführt wurden, zeichneten sich durch einen hohen Grad an Praxisverbundenheit und -wirksamkeit aus. Stets war er bemüht, wissenschaftliche Ergebnisse in der Industrie anzuwenden, und regte auch seine wissenschaftlichen Mitarbeiter dazu an. Die von ihm betreuten Doktoranden waren später in verantwortlichen Funktionen in Wirtschaft und Wissenschaft tätig. Die Ergebnisse der Arbeiten H.s führten zu einem meßbaren Fortschritt in diesem Gebiet der Ingenieurwissenschaften  der DDR. Beispielgebend waren die bereits 1967 maßgeblich durch Arbeiten des Instituts beeinflußten Berechnungsvorschriften für Kolonnenböden. Seine Leistungen bei der Entwicklung des Fachgebietes Chemisches Apparatewesen wurden mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt (u. a. 1962 Verdienter Techniker) und fanden auch international durch die Verleihung des Dr.-Ing. E. h. durch die Technische Universität Budapest im Jahre 1971 Anerkennung. Charakteristisch für sein aktives und rastloses Schaffen auch nach der Emeritierung war seine Tätigkeit im Rahmen der Kammer der Technik. So arbeitete er im Fachausschuß Thermische Stofftrennung, dessen Ehrenmitglied er in Anerkennung seiner Verdienste für das Fachgebiet 1980 wurde, aktiv mit. Der von ihm verfaßte Abschnitt “Grundlagen der Verfahrenstechnik” des Taschenbuches “Maschinenbau” und eine Reihe von Veröffentlichungen im In- und Ausland sind Zeugnis seiner Leistung für das Fachgebiet.

Literatur: Klaus Hoppe, C. J. H., in: Chemische Technik 19, 1967, 310; Klaus Hoppe/Manfred Mittelstraß, Grundlagen der Dimensionierung von Kolonnenböden, 1967; Klaus Hoppe, C. J. H., in: Chemische Technik 34, 1982, 274.

Bildquellen: Klaus Hoppe, Magdeburg (privat); *Audiovisuelles Zentrum der Universität Magdeburg.

Klaus Hoppe

letzte Änderung:02.02.2005