Ullrich, Max Robert Heinz
geb. 08.04.1908 Erfurt,
gest. 07.03.1978 Magdeburg,
Oberingenieur, Chefkonstrukteur, Erfinder.

Der Sohn des Metallarbeiters Karl Otto Paul U. erlernte 1922–26 das Schlosserhandwerk in Erfurt und absolvierte dort 1927–32 die Fachschule für Maschinenbau mit Auszeichnung. Bis zu seiner Einberufung als Soldat im II. Weltkrieg war er 1933–36 bei Bergmann Borsig in Berlin und 1936–44 als Versuchsingenieur bei der Firma Steinmüller in Gummersbach tätig. Nach 1945 arbeitete der auch musisch begabte U. bei der Firma Topf & Söhne in Erfurt-Bischleben, ab 1948 beim Apparate- und Feuerungsbau Weimar, dessen Werkleiter er wurde. 1952–60 übernahm er die Leitung des Kesselbaues im VEB Schwermaschinenbau “Karl Liebknecht” Magdeburg (SKL). Ab etwa 1960 führte er die Verhandlungen zum Aufbau des Chemie-Anlagenbaues im SKL zur Herstellung der Grundausrüstungen der Chemieindustrie der DDR. 1965 übernahm er wieder den Apparatebau. Ab 1950 bereitete U. die Schiffskesselproduktion der für die Sowjetunion vorgesehenen 3.000-t-Frachter vor. Um die manuelle Kesselbefeuerung zu erleichtern, entwickelte und setzte er einen Räumerrost ein. Die wassergekühlte Rostfläche, hier für Steinkohle ausgelegt, wurde durch einen mechanisch bewegten verriegelbaren Räumer beschickt, der an den Leistungsregler der Gesamtanlage gekoppelt wurde und somit erstmals den Einsatz einer geregelten Kohlefeuerung ermöglichte. Der Ausbau der Kraftwerke Vockerode und Finkenherd mit 15 Blöcken zu je 32 Megawatt lief im Rahmen der Schaffung der DDR-Energiebasis von 1950 bis 1965. U. bereitete mit seinem Kollektiv die Dampferzeuger für 160-t-Dampfleistung bei 84 bar Genehmigungsdruck und 500° C Heißdampftemperatur vor, wobei erhebliche Zeiteinsparungen bei der Mauerwerkstrocknung durch U.s neue Technologien erzielt wurden. 1956 entwickelte er auf der Grundlage des Schmidt-Hartmann-Prinzips einen Zweikreis-Kleinkessel mit einem Primär- und einem Sekundärteil in verschiedenen Leistungsgrößen, der geringe Anforderungen an die Speisewasserqualität stellte. Mitte der 1950er Jahre schuf U. den Bagassekessel für den Export nach China und Ägypten, wobei er die Gegenschub-Feuerungen zur Braunkohleverbrennung so konzipierte, daß die Bagasse (ein Abprodukt der Rohrzuckerindustrie) erstmals mechanisiert der Kesselfeuerung zugeführt und automatisch geregelt wurde. Zur Verwertung des giftigen Schwefelwasserstoff-Gases entwarf U. einen H2S-Umformer, der, aufbauend auf dem Zweikreisprinzip, mit einer Überdruckfeuerung und Luftsauerstoffzufuhr, die Umsetzung zu S02 als Rohstoff für die Kunstfaserindustrie ermöglichte. Dabei entstand ein dampfliefernder Apparat (Betriebsdruck 80 bar) mit ca. 4 m Durchmesser, einer Höhe von etwa 8 m und einem Brennkammerdruck von 0,5 bar. Neben dem Korrosionsproblem, den großen Dimensionen der Ringsammler und der Gestaltung der Rohrbündel zu Reinigungszwecken löste er auch die Beibehaltung der hohen Stahlwandungstemperaturen unter Teillast durch die Höhenregulierung des sekundären Wasserstandes weit über die bekannten Toleranzbereiche ähnlicher Apparate hinaus.

Literatur: 1838–1988. Von der alten Bude zum sozialistischen Kombinat. Betriebsgeschichte des Stammwerkes VEB Schwermaschinenbau “Karl Liebknecht” Magdeburg, Kombinat für Dieselmotoren und Industrieanlagen (4 Tl.), 1979ff.

 

Bildquelle: *Ernst Roth, Magdeburg (privat).

Ernst Roth

letzte Änderung: 19.08.2004