Spangenberg, Gerhard |
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Der Pfarrerssohn studierte evangelische Theologie in Greifswald und Halle und wurde 1928 zum Pfarrer ordiniert. Anschließend war er zunächst als Pfarrer in Nielebock bei Genthin und ab 1929 in Altenweddingen tätig, wo er seit 1934 auch als Superintendent des Kirchenkreises Wanzleben amtierte. Früh trat er der NSDAP bei, wurde Mitglied der Kreisleitung und der verschiedenen Vereinigungen der Deutschen Christen (DC), die sich eng an das nationalsozialistische System anlehnten und eine Verbindung von Kirche und Nationalsozialismus anstrebten. 1934 avancierte er zugleich zum stellvertretenden Leiter des Volksmissionarischen Amtes und zum Kulturfachberater der Kreisleitung der NSDAP. Sein Weg innerhalb der DC ist von einer Bewegung zum Extremen geprägt, was ihn auch innerhalb der Bewegung zunehmend in die Isolation führte. War seine Wahl zum Superintendenten 1934 noch von einer breiten Mehrheit im Kirchenkreis getragen, so formierte sich bald eine kirchliche Opposition, die 1936 so stark war und die Unterstützung durch den Provinzialkirchenausschuß hatte, daß S. trotz Protesten der NSDAP vom Amt des Superintendenten suspendiert wurde. Bis zum Kriegsbeginn wurde er einer der einflußreichsten Männer der nationalkirchlichen Bewegung, deren Leiter er 1937 für die Landsmannschaft Mitte (Sachsen, Thüringen, Magdeburg-Anhalt und Halle-Merseburg) wurde. Er trieb die Spaltung der Kirche voran, indem er durchsetzte, daß ein Kirchenkreis, der mit einem DC-Superintendenten besetzt war, im Konsistorium nicht einem Dezernenten unterstellt werden durfte, der zur Bekennenden Kirche gehörte. Bei Kriegsausbruch ging sein Einfluß ob seiner aggressiven Art stark zurück. S. gehörte Mitte der 1930er Jahre zeitweilig zu den einflußreichsten Kirchenmännern in der Kirchenprovinz Sachsen. Als Freund des Bischofs Friedrich Peter beeinflußten ihn die nationalsozialistischen Ideen von Reich und Vaterland und die Verführung zur Aufwertung der Bedeutung des Christentums. Als Pfarrer war er beliebt und sehr engagiert in seinen Gemeinden. Nach Einzug zur Ostfront 1941 und Kriegsgefangenschaft wurde er 1946 aus dem kirchlichen Dienst in der Kirchenprovinz Sachsen entfernt. S. war danach kurze Zeit Pfarrvertreter in Owschlag in Schleswig-Holstein. Bis zum Antritt der Pfarrstelle in Dülmen/ Westfalen, wo er bis zu seinem Tod lebte, arbeitete er als Verwalter einer Obstfirma und später als Krankenhausverwalter. Die Kirchenleitungen verlangten zur Wiederaufnahme in den Dienst zunächst die Wiederholung des Ordinationsgelübdes, ein Kolloquium und die zeitweilige Tätigkeit als Hilfsprediger, was S. ablehnte. Dennoch stimmte 1955 die Kirchenleitung in Bielefeld seiner Wahl zum Pfarrer der Gemeinde in Dülmen zu, wo er nach seinem Ruhestand auch als Militärpfarrer wirkte.
Werke: Kirchliche Jugendarbeit auf dem Lande, in : Der Reichsbote vom 23.10.1928; Das Ende des Kirchenstreites. Kirchenbewegung Deutsche Christen, Gaugemeinde Magdeburg-Anhalt, 1937.
Literatur: Kurt Meier, Die Deutschen Christen, 31967.
Internet: *www.dulmania.de/geschichte.html.
Ernst-Ulrich Wachter
letzte Änderung: 01.03.2005