Pieper, Wilhelm Ludwig, Dr.-Ing.
geb. 15.04.1886 Düsseldorf,
gest. 14.06.1956 Magdeburg
Bergbauingenieur, Dozent, Agricola-Forscher.

P. war der älteste Sohn des in der Lokomotivfabrik Hohenzollern in Düsseldorf tätigen Oberingenieurs Wilhelm P. Nach dem Besuch des Realgymnasiums, das P. mit dem Abitur abschloß, führte er bis zum Beginn seines Studiums eine praktische Arbeit unter Tage aus. 1906–10 absolvierte er ein Bergbaustudium an der Technischen Hochschule Aachen, schloß mit dem Diplom ab und wurde neben seiner wissenschaftlichen Arbeit als Privatassistent für bergbauliche Begutachtungen tätig. Bereits während seiner Studien- und Assistentenzeit gehörte er dem Vorstand der Bergmännischen Vereinigung als Schriftführer und ab 1914 als Geschäftsführer an. Er verfaßte die Jahresberichte der Vereinigung und behandelte Fragen der bergmännischen Ausbildung und der Stellung des Bergingenieurs. 1910–13 war er Assistent am Bergwirtschaftlichen Seminar der Bergakademie Berlin, 1914 promovierte er zum Dr.-Ing. und trat im selben Jahr als Festungsbaumeister in den Heeresdienst ein. Er wurde zunächst in den Masuren, 1915 als Eisenbahnpionier an der Westfront und später als Leutnant in Rumänien und der Ukraine eingesetzt. 1919–45 fungierte P. als Geschäftsführer des Magdeburger Braunkohlen-Bergbau-Vereins und des Arbeitgeberverbandes. Von 1946 bis 1956 war er Dozent an der Staatlichen Ingenieurschule Magdeburg (Fachschule für Bauwesen). Neben seinen Veröffentlichungen auf technischen und bergwirtschaftlichen Gebieten sowie zu bergmännischen Ausbildungsfragen leistete er einen bedeutenden Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte des Bergbaus. Neben seinen Publikationen “Bergökonomie, Bergkameral- und Bergpolizeiwissenschaften im 18. Jahrhundert” (1935) und “Die Bergwirtschaftslehre im 19. Jahrhundert” (1937) ist besonders seine verdienstvolle Mitarbeit an der deutschen Neuausgabe von Georgius Agricolas “De re metallica” (1928) sowie dessen zweiter Auflage hervorzuheben, die 1953 von der Agricola- Gesellschaft beim Deutschen Museum München herausgegeben wurde. Er erschloß zudem in “Ulrich Rülein von Calw und sein Bergbüchlein” (1955) Leben und Werk des ersten deutschen Bergbauschriftstellers. P. galt in Fachkreisen als Nestor der Agricola-Forschung.

Werke: Der Braunkohlenbergbau bei Helmstedt, 1926; Entwicklung und Tätigkeit des Magdeburger Braunkohlen- Bergbau-Vereins 1889–1929, 1930; Georgius Agricola über Vorkommen und Verwendung von Erdöl in Deutschland, in: Öl- und Fettzeitung 29, 1932, 214; Der Magdeburger Braunkohlenbergbau, 1935; Dr. Georgius Agricola. Zur Wiederkehr seines Geburtstages am 24. März 1944, in: Braunkohle 43, 1944, 89–96; Die Holzschnitte im Bergwerksbuch des Georgius Agricola, in: Metall und Erz 41, 1944, 49–59; 450 Jahre Georgius Agricola, in: Glückauf 80, 1944, 116–118; Georgius Agricola, in: NDB 1, 98–100; Ulrich Rülein von Calw, der erste deutsche Bergbauschriftsteller, in: Bergfreiheit 20, 1955, 368–376; Die kunstgeschichtliche Stellung und die illustrationstechnische Bedeutung der Holzschnitte in Agricolas “De re metallica”, in: Georgius Agricola 1494–1555, zu seinem 400. Todestag 21. November 1955, 1955, 266–291.

Literatur: Nachruf W. P., in: Die Richtstrecke, 1956; Horst Ulrich, Dr.-Ing. W. P., in: Jb. der Staatlichen. Museen für Mineralogie und Geologie, 1957, 18–21; Materialsammlung Klaus P., Magdeburg (privat).

Bildquelle: *ebd.

Werner Hohaus

letzte Änderung: 02.03.2005