Nickel, Ernst, Dr. phil.
geb. 13.06.1902 Potsdam,
gest. 12.11.1989 Berlin-Friedrichshain,
Archäologe.

N., Sohn des Ernst Gottfried Heinrich, besuchte die Volks- und Mittelschule in Potsdam, Essen und Posen, die Präparandenanstalt in Schönlanke und das Lehrerseminar in Kammin, wo er 1923 die Lehrerprüfung bestand. Danach war er u. a. als Hafenarbeiter, Büro- und Bankangestellter tätig, absolvierte 1924/25 eine Schriftsetzerlehre, besuchte 1923–28 die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Stettin und das Staatliche Berufpädagogische Institut in Berlin. Er bestand 1928 die Gewerbelehrerprüfung für das Kunstgewerbe und 1930 die Reifeprüfung für Realgymnasium. 1930–37 studierte N. an der Universität Berlin, war zeitweise am Märkischen Museum als Volontär tätig, wurde 1935 zum Pfleger für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer in Berlin-Spandau bestellt und promovierte 1938 mit einer Arbeit zur Jungsteinzeit. Von 1940 bis 1945 war er Referent bzw. Direktor an der Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. Die in Folge der Kriegsverluste notwendige und 1947/48 durchgeführte Neuinventarisation der Reste der Magdeburger Vorgeschichtssammlung führte ihn nach Magdeburg. 1948–67 war er hier Leiter der im Rahmen der Enttrümmerung und des Wiederaufbaus der kriegszerstörten mittelalterlichen Altstadt von Magdeburg begonnenen Ausgrabungen und der dazu im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Vor- und Frühgeschichte Magdeburgs eingerichteten Zweigstelle des Institut für Ur- und Frühgeschichte der Akademie der Wissenschaft zu Berlin. Die Untersuchungen begannen im Bereich des Alten Marktes und der Johanniskirche. Später folgten zahlreiche Rettungsgrabungen und Dokumentationen im gesamten Altstadtgebiet. Höhepunkt waren die zuletzt durchgeführten planmäßigen Ausgrabungen auf dem Domplatz, die u. a. zur Entdeckung des Pfalzpalastes Ottos des Großen führten. Die groß angelegten und kontinuierlichen Untersuchungen in der bedeutenden mittelalterlichen Großstadt waren in ihrer Zeit vorbildlich und gaben wichtige Anstöße für die spätere Entwicklung der Stadtkernarchäologie als eigenständige Forschungsrichtung. Die Grabungsfunde machten das Kulturhistorische Museum Magdeburg in diesem Zusammenhang zu einem Anziehungspunkt von europäischer Bedeutung.

Werke: Die Steinwerkzeuge der jüngeren Steinzeit, Bronze- und Eisenzeit östlich der Elbe. Die undurchlochten Steinwerkzeuge, Diss. Berlin 1938; Ein mittelalterlicher Hallenbau am Alten Markt in Magdeburg, 1960; Der “Alte Markt” in Magdeburg, 1964; Magdeburg in karolingisch-ottonischer Zeit, in: Zs. für Archäologie 7, 1973.

Literatur: Jan Filip, Enzyklopädisches Hdb. zur Ur- und Frühgeschichte Europas, 1969, 899; Heiner Schwarzberg, Bemerkungen zu 50 Jahren archäologischer Stadtkernforschung in Magdeburg, 1998 (W).

Bildquelle: *StadtA Magdeburg.

Jonas Beran

geändert: 09.06.2004