Göcke, Wilhelm Georg Arnold Hermann, Prof. Dr.-Ing. habil.
geb. 26.12.1912 Berlin,
gest. 04.11.1993 Rostock,
Hochschullehrer, Berechnungs-Ingenieur

G. studierte von 1932–36 an der Universität Berlin und an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg Mathematik, Physik und Mechanik. Seine Lehrer waren u. a. die bekannten Professoren Rudolf Ernst Rothe (Mathematik) und Georg Hamel (Mechanik), bei denen er auch als Honorar-Assistent tätig war. Nach Tätigkeiten als Lehrer an der Heeresfeuerwerkerschule Berlin-Lichterfelde und als Berechnungsingenieur für Ventil- und Regleranlagen bei den Askania-Werken Berlin-Friedenau war er 1939–45 Berechnungsingenieur für Statik, Festigkeit und Schwingungslehre bei den E. Heinkel-Flugzeugwerken Rostock-Marienehe und Wien-Schwechat. 1945–53 wirkte er als Oberschullehrer für Mathematik, Physik und Chemie sowie seit 1949 als Gründungsdirektor der Abend-Oberschule in Rostock. Mit einer Dozentur für Festigkeit und Mechanik an der Fakultät für Luftfahrtwesen der Universität Rostock begann 1953 seine Laufbahn als Hochschullehrer. 1953–57 lehrte er jeweils unter Wahrnehmung einer Professur an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden und an der Technischen Hochschule Dresden, wo er 1956 auf dem Gebiet rheolinearer Schwingungen mit Dämpfung promovierte. Seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule Magdeburg begann G. 1955 als Lehrbeauftragter. Hier wurde er 1957 zum Professor mit und 1959 mit vollem Lehrauftrag für Festigkeits- und Schwingungslehre sowie 1961 zum ordentlichen Professor für Angewandte Mechanik berufen. Auf der Grundlage einer Reihe von Veröffentlichungen, vor allem auf dem Gebiet der Schwingungen im Maschinenbau, habilitierte er sich 1966. Seit seiner Gründung 1956 leitete er an der Technischen Hochschule Magdeburg das spätere (1963) Institut für Angewandte Mechanik. 1958 verließen die ersten Absolventen der gleichlautenden Fachrichtung die Magdeburger Hochschule. 1960–66 gehörte G. dem zentralen Arbeitskreis “Geräte der mechanischen Schwingungstechnik” an, der 1965 in Magdeburg die internationale Tagung “Verfahren und Geräte der mechanischen Schwingungstechnik” veranstaltete. G. war von 1958–62 Dekan der Fakultät für Mathematik, Naturwissenschaften und technische Grundwissenschaften der Technischen Hochschule Magdeburg und von 1962 bis 1966 Prorektor für Forschungsangelegenheiten. Er wurde 1967 nach einem politisch begründeten Partei- und Disziplinarverfahren fristlos aus dem Hochschuldienst entlassen, später jedoch rehabilitiert. Nach der Entlassung arbeitete er zunächst als Problem-Analytiker am Institut für Schiffbau bzw. am Rechenzentrum der VVB Schiffbau Rostock. Seine Erfahrungen hinsichtlich des Computereinsatzes konnte er als Gastdozent für Elastomechanik an der Ingenieur-Hochschule Warnemünde/Wustrow weitergeben. Seine Berufung zum ordentlichen Professor für Technische Mechanik an die Sektion Maschinenbauelemente der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) erfolgte 1970, wobei er hier an Problemen der Anwendung der Bildschirmtechnik für die Koppelgetriebeanalyse wissenschaftlich und 1973–77 als Direktor o.g. Sektion tätig war. Die Gründung der Fachrichtung “Angewandte Mechanik” innerhalb des Maschineningenieurwesens an der Magdeburger Hochschule durch G. als der ersten in beiden Teilen Deutschlands war eine Pionierleistung, der bald andere Hochschulen folgten (z. B. Rostock, Dresden, Karl-Marx-Stadt; Braunschweig, Aachen, München, Darmstadt). Seiner pädagogischen Begabung sowie der großen Arbeitsleistung beim Aufbau der Lehrfächer der Fachrichtung ist die Begründung einer erfolgreichen Schule von Wissenschaftlern dieses Fachgebietes in Magdeburg und später in Karl-Marx-Stadt zu verdanken. G. wirkte acht Jahre als Vorsitzender des Bezirksvorstandes Magdeburg der Urania, einer Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse, und vier Jahre als Vorsitzender des Deutsche Roten Kreuzes an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt. Er wurde u. a. als Verdienter Techniker des Volkes ausgezeichnet und erhielt die Arthur-Becker-Medaille in Silber sowie die Pestalozzi-Medaille.

Werke: Technische Mechanik, in: Wissensspeicher für Technologen. Technische Mechanik, Werkstoffprüfung, 1970, 1–247; Schwingungen im Maschinenbau, in: Fachwissen des Ingenieurs, Bd. 1, 51973, 417–500.

Literatur: Hdb SBZ/DDR, 229; Wissenschaftliche Zs. der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt 19, H. 3, 1977, 281–292 (W); ebd. 19, H. 7, 1977, 1009ff.

Bildquelle: *Lutz Sperling, Magdeburg (privat).

Lutz Sperling