Halbfaß, Wilhelm, Prof. Dr. phil.
geb. 26.06.1856 Hamburg,
gest. 29.10.1938 Jena,
Pädagoge, Hydrogeograph.

Nach seinem Studium der Mathematik und Physik in Freiburg/Breisgau, Würzburg und Straßburg, wo H. 1880 auch promovierte, war er nach dem Staatsexamen ab 1882 zunächst im höheren Schuldienst tätig und kam 1884 als Lehrer nach Neuhaldensleben. Dort avancierte er 1901 zum Professor, trat aber bereits 1910 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. H. siedelte als Privatgelehrter nach Jena um, erhielt 1923 die Lehrbefähigung für Hydrogeographie an der Universität Jena und unterrichtete dort 1931–36 als Honorarprofessor. Bereits während seines Studiums beschäftigte er sich mit dem kaum beachteten Bereich der Seen- und Süßwasserkunde. Angeregt durch geographische Vorlesungen, die er während einer zeitweiligen Beurlaubung vom Schuldienst 1894 an der Universität Halle hörte, führte er ab 1895 wissenschaftliche Untersuchungen in Seen der Region durch. Im selben Jahr publizierte er seine erste seenkundliche Arbeit über “Tiefen- und Temperaturverhältnisse einiger Seen des Lechgebietes” (Petermanns Geographische Mitteilungen 41, 1895), lotete in der Folgezeit auf Reisen im In- und Ausland zahlreiche Seen selbst aus und konzentrierte sich dabei auf die Erforschung der Gestalt der Binnenseen, insbesondere ihrer Tiefen- und daraus abzuleitenden allgemein morphometrischen Verhältnisse. H. beschäftigte sich vorrangig mit der Entstehung der Seen, den thermischen Verhältnissen, ihrem chemischen und biologischen Verhalten, untersuchte aber auch Seespiegelschwankungen, Fragen des Wasserhaushaltes, der Bedeutung des Grundwassers im jährlichen Wasserhaushalt der Erde, der Austrocknung der Erdoberfläche und der Nutzung des Süßwassers. Ergebnisse seiner morphometrischen Untersuchungen fanden in “Grundzüge einer vergleichenden Seenkunde” (1923) ihre umfassende und anschauliche Darstellung. Bereits ein Jahr zuvor hatte H. erstmals eine auf der Inventarisierung aller erreichbaren Binnenseen fußende, vergleichende geographischen Seenkunde unter dem Titel “Die Seen der Erde” vorgelegt. Er publizierte zudem mehrere Arbeiten zur allgemein Hydrologie und Wasserwirtschaft, von denen vor allem die Monographie “Grundlagen der Wasserwirtschaft” (1921) hervorzuheben ist.

Werke: G. Th. Fechner als Naturphilosoph, 1887; Beiträge zur Kenntnis der Pommerschen Seen, 1901; Klimatologische Probleme im Lichte moderner Seenforschung, 1907/08; Das Wasser im Wirtschaftsleben des Menschen, 1911; Das Süßwasser der Erde, 1914; Die Methoden der Seenforschung, 1920; Mein Leben. Erinnerungen eines Achtzigjährigen, 1936 (B).

Literatur: NDB 7, 535; E. Fels, W. H., in: Petermanns Geographische Mitteilungen 85, 1939, 61–63.

Bildquelle: *Museum Haldensleben.

Sandra Luthe

letzte Änderung: 02.02.2005