Germer, Heinrich
geb. 30.12.1837 Sommersdorf/Kreis Oschersleben,
gest. 04.01.1913 Niederlößnitz/Dresden,
Klavierpädagoge.

G. erhielt seine Schulbildung in Halberstadt und besuchte 1853–57 das dortige Lehrerseminar. Nach kurzer Lehrertätigkeit wurde er Schüler der Kompositions-Klasse an der Berliner Akademie. Danach war er zwei Jahre Musiklehrer bei einer polnischen Adelsfamilie in Pawlowice. Ab 1863 in Dresden pädagogisch und organisatorisch tätig, gründete er 1884 den Dresdner Musikpädagogischen Verein, den er acht Jahre leitete. Zudem war er Vorsitzender des Tonkünstlerverbandes. Ab 1897 lebte er in Niederlößnitz, wo er mit musikpädagogischen Arbeiten befaßt war. Unter den Klavierpädagogen des 19. Jahrhunderts nahm G. eine herausragende Stellung u. a. mit seinem Hauptwerk für Methodik des Klavierunterrichts “Technik des Klavier-Spiels, op. 28” (um 1875) ein. Den Kern von G.s technischer Methodik bildet die Lehre von der Kontraktilität, einer durch stärkstes Anspannen der Finger hervorgerufenen großen Muskelzusammenziehung. G. legte seine Erfahrungen in zahlreichen Übungswerken nieder und veranstaltete Akademie-Ausgaben klassischer Klavierwerke, die besonderen Anklang fanden.

Werke: Rhythmische Probleme, op. 29, um 1875; Die musikalische Ornamentik, 1878; Wie spielt man Klavier, op. 30, um 1882; Wie studiert man Klavier-Technik?, 1902; Etüden, umfangreiche Klavier-Literatur und 26 Kompositionen.

Literatur: Riemann 111929; MGG 4, 1819ff.

Hans-Eberhard Sika

letzte Änderung:28.09.2004