Nebelsieck, Heinrich Albert Louis Karl Erich, Dr. theol. h.c.
geb. 31.08.1861 Landau/Waldeck,
gest. 17.09.1950 Bad Wildungen,
evangelischer Pfarrer.

Der Sohn des evangelischen Pfarrers und späteren Superintendenten in Affoldern Heinrich N. legte sein Abitur an der Alten Landesschule Korbach (humanistisches Gymnasium) ab und studierte anschließend evangelische Theologie in Halle und Leipzig. Seine erste Pfarrstelle erhielt er 1885 in Netze/Waldeck, übernahm 1895 eine Pfarrstelle an der Marienkirche zu Mühlhausen/ Thüringen und trat 1903 sein Amt als Pfarrer und Superintendent in Liebenwerda an, wo er auch die Verwaltung des Kreisschul-Aufsichtsbezirkes I innehatte. Nach Verleihung des Verdienstkreuzes für Kriegshilfe im Juli 1917 trat N. sein Amt als Oberpfarrer und Superintendent des Kreis Neuhaldensleben in Weferlingen an. Über seine dienstlichen Aufgaben hinaus widmete er sich der wissenschaftlich fundierten Erforschung der Heimat- und Kirchengeschichte. Bereits während seiner Tätigkeit in Mühlhausen und Liebenwerda hatte er ortsgeschichtliche Publikationen vorgelegt. Er veröffentlichte die Ergebnisse seiner Weferlinger Studien im Weferlinger Anzeiger sowie in Büchern. Sein im Verlag von Friedrich Rath erschienenes Heimatbuch “Aus der Geschichte des ehemaligen Amtes Weferlingen” (1934) bildet noch immer die unentbehrliche Grundlage für einschlägige heimatgeschichtliche Arbeiten. Er hielt zahlreiche Vorträge im Heimatverein Weferlingen und Umgebung, den er gemeinsam mit anderen Bürgern gegründet hatte und dessen Vorsitzender er war. Mit einer kleinen Sammlung begründete der Verein unter seiner Leitung ein Heimatmuseum. Für sein Engagement als Schriftführer des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen wie für seine Arbeiten zur Orts- und Landeskirchengeschichte wurde ihm 1928 durch die Universität Halle-Wittenberg die theologische Ehrendoktorwürde verliehen. Nach der 1931 auf eigenen Wunsch erfolgten Amtsentlassung verzog er nach Bad Wildungen, wo er als Mitglied des Waldeckischen Geschichtsvereins, zu dessen Neugründern er schon 1894 gehörte und für den er ab 1933 auch in der Schriftleitung der Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont tätig war, bis zu seinem Tode wirkte (1948 Ehrenmitglied).

Werke: Reformationsgeschichte der Stadt Mühlhausen in Thüringen, 1905; Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Liebenwerda, 1910 (mit Heinrich Bergner); Geschichte des Kreises Liebenwerda, 1912; Die erste ordentliche Kirchenvisitation in den zur heutigen Provinz Sachsen gehörigen Ämtern des alten sächsischen Kurkreises, 1917; Ratschläge für ortsgeschichtliche Forschung, 1935.

Literatur: Baum, Zum Gedächtnis an D. H. N. 1861–1950, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 43, 1951, 1–4 (W). 

Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. P, N 18 (PA); Rep. A, Spec. G, 3977 und A 5126.

Bildquelle: *Museum Haldensleben.

Eberhard Pasch

geändert: 09.06.2004