Kunstler, Jacob Heinrich Hermann
geb. 25.12.1836 Neuhaldensleben,
gest. 04.02.1887 auf See,
Botaniker, Entomologe, Sammler, Präparator.

Der Sohn des Fleischers Christoph Andreas K. zeigte schon in früher Jugend einen besonderen Hang für die Natur, sammelte alles, was sich ihm darin bot, und widmete sich in der Schule mit besonderem Eifer der Botanik. Mit 26 Jahren verließ er heimlich sein Elternhaus, heuerte in Hamburg an und reiste auf dem Segelschiff “Susanne” des Hamburger Großkaufmanns Johann Cesar Godeffroy nach Australien, der seit 1857 sein wirtschaftliches Engagement in der Südsee mit der großzügigen Förderung ihrer naturwissenschaftlichen und völkerkundlichen Erforschung verband. K. arbeitete zunächst in Goldminen bei Brisbane, nutzte aber jeden freien Augenblick zum Sammeln von Pflanzen und Insekten, die er verkaufte. 1866 hatte er sich bereits einen guten Ruf als Sammler erworben und wurde fest im kurz zuvor gegründeten privaten “Museum Godeffroy” in Hamburg angestellt, um als Gehilfe der Forscherin, Sammlerin und Präparatorin Amalie Dietrich in Queensland/Australien botanische und zoologische Objekte für das Hamburger Museum und das Berliner Zoologische Museum zu sammeln. Ab 1877 war K. im Auftrag des deutschen Konsuls in gleicher Eigenschaft in Singapore tätig und wurde als Präparator im dortigen Museum beschäftigt. Kurz nach seiner Verheiratung sammelte er ab 1880 für einen Privatmann in Malacca (Sultanat Perak) und ließ sich 1881 hier in Thaiping (Larut) nieder, um die Urwälder und Sümpfe Malaysias zu erforschen. Obschon sein Hauptaugenmerk vorzugsweise dem Sammeln von Pflanzen galt, brachte er im Laufe der Jahre sehr bedeutende Sammlungen von Insekten, namentlich von Lepidopteren (Schmetterlingen), mit zahlreichen seltenen und z. T. von ihm entdeckten Exponaten zusammen, die an viele naturkundliche Museen, besonders in Deutschland, gingen. Der längere Aufenthalt in den feuchten, sumpfigen Gegenden wirkte sich nachhaltig auf seine Gesundheit aus. Mit dem Dampfer “Sirsa” wollte man ihn nach Australien zur Besserung schicken, doch K. starb während dieser Reise an Entkräftung und wurde in Penang beigesetzt.

Literatur: Eduard Honrath, Nachruf auf H. K., in: Berliner Entomologische Zs. 31, H. 2, 1887; Wochenblatt für die Kreise Neuhaldensleben, Gardelegen und Wolmirstedt und den Amtsbezirk Calvörde vom 03.03.1888; Karl Schlimme, Drei Forscherpersönlichkeiten – in der Heimat, in der Welt – bei uns geboren, bei uns begraben …, in: Js. des Kreismuseums Haldensleben 33, 1993, 40–44.

Wilhelm Bork