Weckerling, Otto |
Was “Täve” Schur für die Radsportfans nach dem II. Weltkrieg war, konnte W. bereits in den 1930er Jahren für sich in Anspruch nehmen. Seine Popularität war grenzenlos. Der Anfeuerungsruf “Otto-Otto” ertönte, wo immer er auch an den Start ging. W. wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, ging nach der Grundschule auf einen Bauernhof nach Mahlpfuhl und wurde Landarbeiter. Der tägliche Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad weckte bald den Wunsch in ihm, Rennfahrer zu werden. Ein Anfängerrennen in Colbitz 1927 gewann er mit vier Minuten und die Heidegau-Meisterschaft in Lüderitz im gleichen Jahr mit sechs Minuten Vorsprung. 1928 schloß er sich einem Tangerhütter Radsportverein an, wechselte 1931 nach Magdeburg und feierte bereits 1932 als Deutscher Meister seinen größten Amateursieg bei der Meisterschaft der Deutschen Rad-Union mit der Straßenmannschaft des RC Brennabor Magdeburg im Sechser-Mannschaftsfahren. 1934 wurde W. Berufsfahrer bei Dürkopp und blieb bis zum Ende seiner Laufbahn 1950 in diesem Rennstall. W. startete insgesamt viermal bei der Tour de France und erkämpfte 1937 und 1938 jeweils einen Etappensieg. Seinen wohl schönsten Erfolg feierte er in der Deutschland- Rundfahrt 1937, wo er von der ersten bis zur letzten Etappe sein gelbes Trikot verteidigte. In der gleichen Rundfahrt erkämpfte er noch 1938 den dritten und 1950(!) den fünften Platz. Bei allen großen nationalen Straßenrennen gelangen ihm großartige Platzierungen, so wurde er Achter im Rennen um die Straßenweltmeisterschaft 1937 in Kopenhagen. 1935–42 startete er in der Nationalmannschaft. Nach 1945, wo er als Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Kehnert tätig war, fuhr er vor allem Aschenbahnrennen. Zusammen mit seinem Partner Werner Richter gewann er in diesem Metier sogar die DDR-Meisterschaft 1950 für Berufsfahrer im Zweier-Mannschaftsrennen. Danach siedelte W. nach Dortmund über und hängte sein Rad an den berühmten Nagel. Er wurde sportlicher Leiter im Sechstagegeschäft. Veranstaltungen in Bremen, Münster, Frankfurt/Main und vor allem in Dortmund fanden unter seiner Regie statt. 1966 wurde er in Berlin zum Vorsitzenden des Verbandes der Radrennbahnen gewählt.
Literatur: Gerd Rensmann, Vom unbekannten Sportsmann zum Rundfahrtsieger (Fortsetzungsserie), in: Zs. Radsport, ab Nr. 45, 1966; Jël Godaert/Robert Janssens/Guido Cammaert, Tour Encyclopedie, Tl. 2, 1930–1953, 1997; Sammlung Günter Grau, Sandbeiendorf (privat).
Bildquelle: *ebd.
Günter Grau
letzte Änderung: 02.03.2005