Seeger, Paul Gerhardt, Dr. med., Dr. sc. nat.
geb. 06.06.1903 Calbe,
gest. 26.04.1991 Berlin-Spandau,
Arzt, Krebsforscher.

S. war der Sohn des Fabrikbesitzers Paul S. in Calbe. Nach der Obersekundarreife absolvierte er nach 1918 eine Kaufmannslehre, war dann Bankangestellter und Handelsvertreter. 1926 legte er in Köthen sein Abitur ab und studierte dann an der Universität Halle Naturwissenschaften und Medizin. S. war ein Schüler Emil Abderhaldens. 1933 promovierte er mit Auszeichnung auf Grund einer Preisarbeit in Zoologie über das Schicksal der Leydigschen Zellen der Urodelenhaut. Dabei löste er ein über viele Jahrzehnte offenes Problem der Zellforschung. Aus politischen Gründen verhinderte man weitere Forschungstätigkeiten. Nach zweijähriger Tätigkeit als Konservator in Halle war er 1935–36 an der Biologischen Reichsanstalt in Naumburg tätig. Von da wurde er an die Abteilung für Zell- und Virusforschung des Robert-Koch-Institut nach Berlin geholt – mit einem Auftrag zur Krebserforschung. Bis 1940 verfaßte er zwölf wissenschaftlich experimentelle Arbeiten. 1942 legte er sein medizinische Staatsexamen ab und wurde Ende des Jahres auf Grund der von ihm eingereichten Arbeit “Über den Kalium-Natrium-Kontrast bei normalen und Krebszellen” summa cum laude zum Dr. med. promoviert. Von 1943 bis 1945 absolvierte er in Berlin im Virchow-Krankenhaus und in Spandau seine Pflichtassistentenzeit. Nach 1945 war er praktischer Arzt in Falkensee bei Berlin, wo er privat weitere Krebsforschungen betrieb. 1956 wurde er zum Oberarzt und Leiter der Forschungsstelle für Krebsforschung an die Charité in Berlin berufen. Im Ergebnis seiner umfangreichen Forschungen veröffentlichte S. laufend seine experimentellen Arbeiten. 1974 erschien sein Standardwerk “Krebs – Problem ohne Ausweg?”. Insgesamt mehr als 250 Aufsätze und Bücher über Ergebnisse seiner experimentellen Arbeiten sind erschienen. Wegen seiner hervorragenden Forschungsarbeiten wurde er 1979 und 1980 für den Nobelpreis nominiert. Seine über 50jährige Tätigkeit und seine Verdienste auf dem Gebiet der Krebsforschung und -bekämpfung werden unter Medizinern im In- und Ausland hoch geschätzt.

Werke: Ein Beitrag zur Frühdiagnose des Krebses, 1974; Immungeschehen und Krebs, 1980; Leitfaden für Krebsleidende, 1982; Krebsverhütung durch biologische Vorsorgemaßnahmen, 1984 (mit Joachim Sachsse).

Literatur: N. N., Werdegang des Autors, in: Leitfaden für Krebsleidende, 21983, 112f.

Hanns Schwachenwalde