Der gelernte Schiffbauer entstammte einer Arbeiterfamilie und hatte sich als Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und sogenannter “SPD-Zeitungsjunge” schon frühzeitig zur SPD, deren Mitglied er 1901 wurde, bekannt und ihre Politik in der Genthiner Region unterstützt. Seit 1920 war S. Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Altenplathow und ab 1923, neben seiner Abgeordnetentätigkeit im Genthiner Stadtparlament, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Genthin. Beide Funktionen übte er ohne Unterbrechung bis 1933 aus und war zugleich als Mitglied im Krankenkassenausschuß sowie im Aufsichtsrat des Konsumvereins Kreis Jerichow II politisch tätig. Unter seiner Führung entwickelte sich die SPD in Genthin zu einer politischen Kraft, die allerdings mit dem Anwachsen der nationalsozialistischen Bewegung unter den Bedingungen der Weltwirtschaftskrise 1929/33 zunehmend an Boden verlor und einer starken Konfrontation mit der NSDAP sowie den anderen rechts- und linksextremen Parteien ausgesetzt war. Insbesondere durch sein konsequentes Auftreten gegen die drohende nationalsozialistische Diktatur hat sich S. anerkannte Verdienste erworben. So hat er entscheidenden Anteil daran, daß im Juli 1932 in Genthin eine kurzlebige Einheitsfrontbewegung zwischen SPD/KPD und anderen demokratischen Kräften zur Abwehr des Nationalsozialismus zustande kam, die ihren sichtbaren Ausdruck in einer von ihm mit organisierten Demonstration fand und im damaligen Regierungsbezirk Magdeburg ein Zeichen setzte. Mit dem Einheitsfrontbekenntnis hatte sich S. einer von der zentralen SPD-Führung erlassenen Anweisung widersetzt und seine konsequente Haltung als kooperativer Linkssozialist dokumentiert. 1933 verlor er seinen Posten als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und stand zeitweilig unter Polizeiaufsicht. Nach 1945 lebte S. zurückgezogen und beteiligte sich nicht mehr am aktiven politischen Leben, obgleich er die Vereinigung von KPD/SPD 1946 mitgetragen hatte.

Literatur: Otto Falk, Stolz und Freude erfüllen ihn. Ein Porträt über W. S., in: Genthiner Rundschau Nr. 14 vom 07.04.1966; Sammlung Klaus Börner, Genthin (privat).

Bildquelle: *Sammlung Klaus Börner, Genthin (privat).

Klaus Börner