Schoefer, Günther Rudolf, Dr. med.
geb. 22.11.1919 Ruppersdorf/Schlesien,
gest. 31.10.1995 Vogelsang bei Gommern,
Arzt, Obermedizinalrat.

Nach dem 1939 am Gymnasium in Trebnitz/Schlesien abgelegten Abitur studierte S., ein Bauernsohn, 1940–45 Medizin an den Universitäten Breslau und Halle, unterbrochen durch den Militärdienst und eine Tuberkulose-Erkrankung. Nach seiner Approbation und Promotion 1945 in Halle war S. Assistenzarzt in einer Allgemeinpraxis in Halle und 1946–48 am Tuberkulose-Krankenhaus Stapelburg. 1948 begann seine Tätigkeit als Oberarzt am Krankenhaus Vogelsang bei Gommern – damals eine Tuberkuloseklinik. 1951 wurde er kommissarischer, 1952 leitender Chefarzt und 1970 Chefarzt der Thoraxchirurgie, ab 1952 zugleich Ärztlicher Direktor bis zum Erreichen der Altersgrenze 1984. 1952 war S. als Facharzt für Lungenkrankheiten, 1972 als Facharzt für Chirurgie anerkannt worden. Sein besonderes Engagement galt der Tuberkulose- und Krebsbekämpfung. Es ist sein herausragendes Verdienst, daß er unter den in der DDR gegebenen Einschränkungen in Vogelsang ein hochleistungsfähiges Zentrum der Lungenheilkunde und später der Thoraxchirurgie aufbaute. S. begründete hier eine Schule für Krankenschwestern und -pfleger, die bald hohes Ansehen genoß, sowie eine der ersten Blutbanken mit eigenem Spenderstamm. Er führte modernste Techniken der bildgebenden und funktionsermittelnden Diagnostik (z. T. Eigenentwicklungen) ein. Mit seinem Namen sind dauerhaft die Kavernostomie bei fortgeschrittener Lungentuberkulose sowie die erweiterten Resektionen des fortgeschrittenen Bronchialkarzinoms verbunden. Teilresektionen der Luftröhre aus verschiedensten Indikationen führte er in Europa als einer der ersten durch. Seine Mitarbeiter – Krankenschwestern, Laboranten und Ärzte – spornte er sehr konsequent zu dauerhaft überdurchschnittlichen Leistungen an. Mit diesem Team leistete S. einen wesentlichen Beitrag dazu, daß die Lungentuberkulose als Volksseuche beseitigt werden konnte. S. war 1977–79 Vorsitzender der Sektion Thoraxchirurgie der Gesellschaft für Chirurgie der DDR, 1975–86 gehörte er dem Vorstand der Gesellschaft an. Er veröffentlichte auf nationalen und internationalen Tagungen und in medizinischen Zeitschriften mehr als 70 wissenschaftliche und einige populäre Beiträge. Für seine Leistungen wurde S. mit den Titeln eines Medizinal- (1961) und Obermedizinalrates (1972) sowie mit der Hufelandmedaille in Silber (1966) und Gold (1984) geehrt.

Werke: Narkosebronchographie als Routineuntersuchung, in: Das Deutsche Gesundheitswesen 11, 1956, 780–782; Langzeitergebnisse bei lokal-chirurgischer Behandlung von Kavernen, in: Zs. für Erkrankungen der Atmungsorgane 133, 1970, 64–68; Die parasternale Mediastinal- und Lungenbiopsie, in: ebd. 140, 1974, 99–104 (mit Jürgen Weber); Extrahiatale Zwerchfellhernien im Erwachsenenalter, in: Zentralblatt für Chirurgie 99, 1974, 146–153 (mit Jürgen Weber).

Literatur: Unterlagen Dieter Nicolai, Wahlitz (privat); Familienunterlagen Ursula S., Gommern (privat).

Bildquelle: *ebd.

Klaus Lehnert