Schnee, Heinrich, Dr. jur., Dr. rer. pol. h.c.
geb. 04.02.1871 Neuhaldensleben,
gest. 23.06.1949 Berlin,
Jurist, Kolonialbeamter.

Der Sohn des Kreisgerichtsrates Hermann S. wuchs in Neuhaldensleben und Nordhausen auf, studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Nordhausen bis 1892 Rechts- und Staatswissenschaften in Heidelberg, Kiel und Berlin. Nach seiner Promotion zum Dr. jur. wandte er sich dem Studium des Suaheli und der Kolonialwissenschaften am Orientalischen Seminar in Berlin zu und wurde 1897 als Regierungsassessor in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes angestellt. Seit 1898 war er im Reichskolonialdienst als Richter und stellvertretender Gouverneur in Deutsch-Neuguinea beschäftigt. 1900 wurde er Bezirksamtmann und stellvertretender Gouverneur in Samoa und kehrte 1904 nach Deutschland zurück, um zunächst als Legationsrat in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes tätig zu werden. 1905 wurde er Kolonialbeirat der Botschaft in London, 1906 Vortragender Rat, 1907 Dirigent und ab 1911 Ministerialdirektor sowie Leiter der politischen und Verwaltungsabteilung im Reichskolonialamt Berlin. 1912–19 war S. Gouverneur der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Während seiner kolonialen Laufbahn beschäftigte er sich u. a. mit der Erforschung von Eingeborenensprachen und -gebräuchen in der Südsee. Seit 1924 vertrat S. die Deutsche Volkspartei (DVP) im Reichstag. Als Präsident des Bundes der Auslandsdeutschen (seit 1926) und Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft (1930–36) setzte sich S. vehement für eine Rückgabe der ehemaligen Kolonien an Deutschland ein.

Werke: Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels, 1904; Deutsch-Ostafrika im Weltkriege. Wie wir lebten und kämpften, 1919; (Hg.) Deutsches Koloniallexikon (3 Bde), 1920 (Repr. 1996); Braucht Deutschland Kolonien? Ein Vortrag, 1921; Die koloniale Schuldlüge, 1924, 121940 (auch engl.: German colonization past and future. The truth about the German colonies, with introduction by William H. Dawson, 1926); Die deutschen Kolonien vor, in und nach dem Weltkrieg, 21935, Deutschlands koloniale Forderung, 1937; Als letzter Gouverneur in Deutsch-Ostafrika. Erinnerungen, 1964.

Literatur: Reichshdb 2, 1931, 1675f. (B); Hans Draeger, Gouverneur S., 1931 (B); Alexander Cartellieri, H. S. zum 60. Geburtstag, 1931.

Bildquelle: *Museum Haldensleben.

Sandra Luthe