Rosenkranz, Johann Karl Friedrich, Prof. Dr. phil.
geb. 23.04.1805 Magdeburg,
gest. 14.06.1879 Königsberg,
Philosoph, Ästhetiker.

Der Sohn eines Steuersekretärs erhielt seine Schulbildung in der Cantorschule, später im Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg. 1824 nahm er in Berlin ein Studium der evangelischen Theologie, Philologie und Philosophie auf und wechselte 1826 nach Halle. Während er sich in Berlin vor allem für die Romantik begeisterte, lernte er in Halle die Philosophie Hegels schätzen. Nach einem Semester in Heidelberg erfolgte 1828 in Halle die Promotion (über Literaturtheorie) und noch im selben Jahr die Habilitation (über Spinoza). 1831 wurde R. zum außerordentlichen Professor berufen, 1833 ging er als ordentlicher Professor für Philosophie nach Königsberg. Nur von einer kurzen Tätigkeit (1848–49) als Vortragender Rat im Berliner Kultusministerium unterbrochen, blieb er dort bis zu seinem Tode. R. wird der Hegelschen Rechten zugerechnet. Er entwickelte die Philosophie Hegels in Auseinandersetzung mit dem Kantianismus weiter, trennte sich von der radikalen Hegel-Schule aber mit der Kritik an zentralen Lehrstücken, wie der Hegelschen Dialektik. R.’ Bedeutung wird in seinen Studien zur Geschichte der Philosophie gesehen. 1838–40 erstellte er mit Friedrich Wilhelm Schubert eine zwölfbändige Werkausgabe der Kantschen Schriften. Übereinstimmend mit seiner Selbsteinschätzung, blieb er vor allem als Hegel-Biograph bekannt. Zudem beeinflußte R. in vielfältiger Weise das kulturelle Leben der Ostprovinzen. Er verfaßte viel beachtete Biographie zu Goethe und Diderot sowie mehrbändige Werke zur Literaturkritik, -theorie und -geschichte. In seiner Komödie “Das Zentrum der Speculation” (1840) reflektierte er selbstironisch das Bewußtsein des Epigonen. Seine “Ästhetik des Häßlichen” (1853) lieferte über die seinerzeit innovative Analyse und Darstellung ästhetischer Negativität hinaus eine Zeitdiagnose von Staat und Gesellschaft.

Werke: Geschichte der Kantschen Philosophie, 1840; G. W. F. Hegels Leben, 1844; Wissenschaft der logischen Idee (2 Bde), 1858/59; Von Magdeburg nach Königsberg, 1878.

Nachlaß: Stadt- und Universitätsbibliothek Königsberg; Staatsarchivbibliothek Berlin, Varnhagen-Sammlung und Literatur-Archiv der Akademie der Wissenschaften Berlin.

Literatur: ADB 29, 213–215; BBKL 8, Sp. 673-680; Kosch LL 13, 306–308 (W); Karl Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen, Bd. 14, 909–937 (W); Erwin Metzke, K. R. und Hegel, 1929; St. Dietzsch, Nachwort, in: K. R., Geschichte der Kantschen Philosophie, Neuausgabe 1987; Werner Jung, Schöner Schein der Häßlichkeit oder Häßlichkeit des schönen Scheins, 1987; Dieter Kliche, Pathologie des Schönen, in: K. R., Ästhetik des Häßlichen, Neuausgabe 1990, 401–427.

Klaus Sachs-Hombach

letzte Änderung: 03.03.2005