Paasche, Hermann, Prof. Dr. phil. habil.
geb. 24.02.1851 Burg,
gest. 11.04.1925 Detroit (USA),
Politiker, Nationalökonom, Geheimer Regierungsrat.

Der aus einer in Burg altansässigen Tuchmacherfamilie stammende P. besuchte in Burg die Schule und legte 1870 das Abitur ab. Nach seiner Ausbildung zum Landwirt studierte er seit 1872 in Halle Landwirtschaft und Nationalökonomie, promovierte 1875 und habilitierte 1877. P. wurde 1878 Professor für Staatswissenschaften an der Technischen Hochschule Aachen, wechselte im gleichen Jahr nach Rostock, 1884 nach Marburg und war 1897–1906 ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Als Wissenschaftler trat P. mit Arbeiten zur Statistik – auf ihn geht der heute kaum noch verwendete Paasche-Index zurück – und zur Weltzuckerwirtschaft hervor. Analog dazu engagierte er sich anfangs als links Orientierter, ab 1893 als Nationalliberaler in der Politik. P. war 1881–84 und 1893–1913 Mitglied des Reichstages und 1894–1908 Mitglied des Landtages, ab 1899 für den Wahlkreis Jerichow I und II. Er war Mitglied der Reichs- und Staatsschuldenkommission und prägte die nationalliberale Wirtschaftspolitik maßgeblich mit. Seit 1898 Mitglied des nationalliberalen Zentralvorstandes, war P. 1903–09 und 1912–18 auch Vizepräsident des Reichstages. Er unterstützte die Forderungen nach einer “Gleichberechtigung des Bürgertums” mit den traditionellen Adelseliten und einer Aufwertung des Reichstages. 1919 schloß sich P. der Deutschen Volkspartei an. Er starb während einer Studienreise durch die USA.

Werke: Studien über die Natur der Geldentwerthung und ihre praktische Bedeutung in den letzten Jahrzehnten, 1878; Zuckerindustrie und Zuckerhandel der Welt, 1891; Kultur- und Reiseskizzen aus Nord- und Mittelamerika, 1894; Die Zuckerproduktion der Welt. Ihre wirtschaftliche Bedeutung und staatliche Belastung, 1905; Deutsch-Ostafrika, 1906.

Literatur: NDB 19, 734f.; DBE 7, 544; Franz Neubert, Deutsches Zeitgenossen-Lexikon, 1905, Sp. 1061; Hermann Kalkoff, Nationalliberale Parlamentarier 1867–1917 des Reichstages und der Einzellandtage, 1917, 40f., 227 (B); Bernhard Mann, Biographisches Hdb. für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918, 1988, 293.

Paul Nüchterlein