Müller, Heinrich August
geb. 1766 Greußen/Thüringen,
gest. 02.08.1833 Wolmirsleben bei Magdeburg,
evangelischer Pfarrer, Schriftsteller.

M. studierte evangelische Theologie und wurde 1797 Prediger in Menz bei Magdeburg. 1813–14 nahm er als preußischer Brigadeprediger am Napoleonischen Feldzug teil. Ab 1815 bis zu seinem Tod war er Pastor in Wolmirsleben bei Magdeburg. Er veröffentlichte ab 1795 eine große Anzahl erzählender Texte, die sich v.a. an Kinder und Jugendliche wandten, aber auch populäre Lesestoffe (Ritter- und Räubergeschichten, romantische “Schauergemälde” u. ä.) für Erwachsene, pädagogische Abhandlungen, Lehrbücher und Übersetzungen. Seine ungeheure Produktivität als Autor (mehr als 130 oft mehrbändige Texte) läßt vermuten, daß er sich durch das Schreiben einen beträchtlichen Teil seines Lebensunterhaltes verdienen mußte. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren seine – oft vom bekannten Räuberroman-Verleger Gottfried Basse in Quedlinburg verlegten – Texte sehr beliebt und z. B. in Leihbüchereien weit verbreitet. Dabei ist ihre literarische Qualität recht begrenzt. In christlich-aufgeklärter Tradition stehend, versah M. seine Bücher oft mit programmatischen Titeln, aus denen seine auf moralisch-sittliche Lebensorientierung und erbauliche Unterhaltung ausgerichtete didaktische Absicht deutlich wird.

Werke: Selbstmord und Raserey, die Folgen der zärtlichsten Liebe, 1798; Ludolph von Kitzing, oder der gekränkte Patriot, 1799; Auserlesene Romane der classischen Schriftsteller Frankreichs (15 Bde), 1801–1810; Oswald und Luise. Gedicht in drei Gesängen als Seitenstück zu Baggensens Parthenais, Goethes Hermann und Dorothea und Vossens Luise, 1809; Bitte! Bitte! liebe Mutter! lieber Vater! lieber Onkel! schenke mir dies Buch mit den schönen Kupfern. Ein neues ABC-Buch nach Pestalozzi’s und Stephani’s Lehrmethode, 1811; Hermann Streit (2 Bde), 1814; Benno von Rabeneck, oder Das warnende Gerippe im Brautgemach (2 Bde), 1820.

Nachlaß: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg.

Literatur: Neuer Nekr 11, 1835, 946f.; Killy 8, 271f.; Kosch LL 10, Sp. 1479–1484 (W); Hamberger/Meusel, Bd. 5, 323; Bd. 10, 330; Bd. 11, 553; Bd. 14, 628; Bd. 18, 757–762; Klaus Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 2, 1984, 506–508 (W).

Heiko Borchardt