Malraux, Clara,
geb. Goldschmidt
geb. 22.10.1897 Paris,
gest. 15.12.1982 Moulin d’Andé,
Philosophin, Schrifstellerin.

M., Tochter des aus Braunschweig stammenden Ledergroßhändlers Otto Goldschmidt, wuchs in Paris auf, verbrachte aber mit ihrer Mutter Margarethe, geb. Heynemann, alljährlich mehrere Monate bei den Großeltern, dem Kartoffelgroßhändler Gustav Heynemann und seiner Frau Luise, in Magdeburg in der Königstraße. Den jüdischen Glauben lernte M. im Haus der Großeltern nur rudimentär kennen, aber sie erlebte in Magdeburg offene antisemistische Attacken von Kindern. Im I. Weltkrieg kam es bei M. zu einer Identitätsbildung zugunsten Frankreichs. In dieser Zeit machte M. das Schreiben zu ihrer Profession. Im Kreis um den Verleger F. Fels lernte M. den Kulturphilosophen und späteren Kultusminister Charles de Gaulles, André M., kennen. 1921 heirateten sie. Beide bereisten Europa, Indochina, Persien, China, Japan, Korea und engagierten sich in der 1932 gegründeten Association des artistes et écrivains révolutionnaires, der auch u. a. Henri Barbusse und Romain Rolland angehörten. Eine Reise in die Sowjetunion anläßlich des Schriftstellerkongresses 1934 führte zu ersten Zweifeln; trotzdem waren sie führend an der Organisation des Internationalen Schriftstellerkongresses zur Verteidigung der Kultur in Paris 1935 beteiligt. Das Erstarken des Nationalsozialismus führte M. zu ihrem Judentum. 1934 reiste sie zum ersten Mal nach Palästina. Mit ihrer1933 geborene Tochter Florence ging M. 1940 in den Untergrund und war im Widerstand aktiv. Nach der Befreiung kehrte sie nach Paris zurück. Es war schwer für sie, als geschiedene Frau von André M. im kulturellen Leben wieder Fuß zu fassen. Sie übersetzte Literatur ins Französische, die Romantiker und ebenso Gegenwartsliteratur, wie z. B. Yvan Goll und Virginia Woolf. Israel gewann an Bedeutung, die Kibbutz-Bewegung erschien als wegweisendes Gesellschaftsmodell. 1981 unternahm sie eine letzte Reise nach Magdeburg und fand nur die Gräber der Familie wieder.

Werke: Les Conquérants, 1928; Portrait de Grisélidis, 1945; La Lutte inégale, 1946; La Maison ne fait pas crédit, 1947; Par les plus longs chemins, 1953; Civilisation du kibboutz, 1964; Java – Bali, 1964; Venus des quatre coins de la terre, 1972; Le bruit de nos pas (6 Bde), 1963–1979; Rahel ma grande sœur … Un salon littéraire du romantisme, 1980.

Literatur: Christian de Bartillat, C. M. Le regard d’une femme sur son siècle. Biogr.-témoignage, 1985; Jutta Dick, Zwischen Paris und Magdeburg. Die frühen Jahre der C. M., geb. Goldschmidt, in: Jutta Dick/Marina Sassenberg (Hg.), Wegweiser durch das jüdische Sachsen-Anhalt, 1998, 270–277 (B).

Jutta Dick

letzte Änderung: 28.02.2005