In J., Sohn schwäbischer Weinbauern, weckte ein im I. Weltkrieg bei den Eltern einquartierter Amateurfotograf die Liebe zur Fotografie. Nach dem Volontariat in einem fotografischen Betrieb und der Lehre bei dem renommierten Würzburger Porträtfotografen und Verleger Leo Gundermann bis 1929 kam J. über Starnberg, Horsens/Dänemark und Köln 1932 nach Burg. Er kaufte das Goldschmidt’sche Atelier und eröffnete im Herbst 1932 sein Atelier für Porträt-, Architektur- und Sachfotografie. Aus dem Tageslicht- wurde 1935 ein Kunstlichtatelier. Ein Jahr später legte J. seine Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Magdeburg ab. Nach dem II. Weltkrieg wurde er im Laufe der Jahre der bekannteste Fotografenmeister der Stadt. Über sieben Jahrzehnte stand J. hinter der Fotokamera und war somit einer der ältesten aktiven Berufsfotografen in Sachsen- Anhalt. In mehreren Generationen lichtete er vom Säugling bis zur goldenen Hochzeit die Lebensstationen vieler Burger Familien ab. Neben Aufträgen mit freier Gestaltung, u. a. für die DEWAG-Werbung, gehörte seine besondere Aufmerksamkeit der fotografischen Dokumentation in den regionalen Betrieben, angefangen mit den leeren Betriebshallen über die Demontage nach dem Kriege, dem Beginn des Wiederaufbaus mit einfachsten Mitteln bis zu den produzierenden Großbetrieben und dem Niedergang nach 1990. Sein älterer Sohn ist Professor für künstlerische Grundlagen der Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld, mit dem Enkel gestaltete er im Dichtermuseum Karlsruhe 1992 die Ausstellung “Generationen-Fotografie und Sprache, Arbeiten 1930 bis 1992”.

Werke: Serie: Aufbau der ersten Deutschen Knäckebrotfabrik, 1932–1939; Fotoansichtskarten von Burg; Fotomappen Burg 1966 und 1983; Industriefotografien.

Literatur: Gottfried J., Abstecher in die Vergangenheit, in: LEICA-Fotografie, Juli/August 1975, 163–166; Heinz Jericho, Über sieben Jahrzehnte seines Lebens hinter der Fotokamera, in: Volksstimme Burg vom 10.09.1992; Paul Nüchterlein, Bilder aus der DDR – Burg, Bezirk Magdeburg, 2001, 8 u.ö.

Bildquelle: *Gottfried J., Bielefeld (privat).

Paul Nüchterlein