Bohley, Reiner
geb. 14.05.1941 Halle,
gest. 31.12.1988 Magdeburg,
evangelischer Pfarrer.

B. besuchte von 1947 an in Halle die Schule bis zum Abitur 1959. Nach einer Ausbildung zum Fahrdienstleiter bei der Deutschen Reichsbahn begann er ein Studium an der Verkehrshochschule Dresden; er wurde jedoch nach kurzer Zeit wieder exmatrikuliert. 1961 konnte er das Studium erneut aufnehmen, 1962 erfolgte die endgültige Exmatrikulation, weil er den Wehrdienst verweigerte. Daraufhin war er 1962–63 als Rangierleiter bei der Deutschen Reichsbahn tätig. Von 1963 an studierte B. evangelische Theologie an den Kirchlichen Hochschulen in Naumburg (Katechetisches Oberseminar) und Berlin (Sprachenkonvikt). 1969–70 unterbrach er das Studium, um die Stelle eines Studieninspektors am Kirchlichen Proseminar, einer zum (staatlich allerdings nicht anerkannten) Abitur führenden Schule in kirchlicher Trägerschaft, wahrzunehmen. 1970 legte er die erste theologische Prüfung ab, danach war er bis 1971 Vikar in Erfurt. 1971 kehrte er als Assistent für Praktische Theologie an die Naumburger Hochschule zurück. Während dieser Zeit bestand er 1972 die zweite theologische Prüfung in Magdeburg. 1974 reichte er eine Promotionsarbeit über Schulpforte zur Zeit Friedrich Nietzsches ein und bestand die zugehörige Prüfung vor einer kirchlichen Kommission, durfte allerdings den Doktortitel nicht führen. Von 1975 bis 1982 war B. Rektor des Kirchlichen Proseminars. 1982 wurde er zum Pfarrer der Martinsgemeinde Magdeburg berufen. Er starb 1988 nach kurzer, schwerer Krankheit. B. war Mitglied der Synode und der Kirchenleitung der Evangelischen Kirchen der Kirchenprovinz Sachsen und arbeitete u. a. in der Evangelischen Forschungsakademie der Evangelischen Kirche der Union (EKU) und im wissenschaftsethischen Arbeitskreis des Kirchlichen Forschungsheims Wittenberg. Neben weiterer Beschäftigung mit Fragen der Nietzsche-Forschung (s.u.) nahm er an der friedensethischen Diskussion der Evangelischen Kirche und an Bemühungen um gesellschaftliche Gerechtigkeit in der DDR teil, wobei er sich auch für einzelne Opfer staatlicher Restriktionen mit Mut und Geschick einsetzte. Als Mitglied der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Kirchen in der DDR 1988/89 leistete er auf zwei Sessionen wichtige Beiträge.

Werke: Über die Landesschule zur Pforte, in: Nietzsche-Studien 5, 1976, 298–320; Nietzsches christliche Erziehung, in: Nietzsche-Studien 16, 1987, 164–196; Die Deutschen und der Sündenfall des Christentums, in: Rüdiger Lux (Hg.), “ … und Friede auf Erden”. Festschrift für Christoph Hinz zum 60. Geburtstag, 1988, 181–188.

Nachlaß: Annette B., Bitterfeld (privat).

Literatur: Gott gibt noch Zeit zur Umkehr. Zum Gedenken an R. B., in: Die Kirche Nr. 4, 1989.

Gerhard Zachhuber

letzte Änderung: 01.02.2005