Bertram, Heinrich Walter, Dr. phil.
geb. 01.05.1826 Magdeburg,
gest. 05.11.1904 Berlin,
Pädagoge, Schulpolitiker.

B., Sohn eines Magdeburger Regierungsrates, besuchte bis 1845 das Domgymnasium in Magdeburg, studierte zunächst evangelische Theologie und später Philologie in Halle und Berlin. Aus Gewissensgründen wandte er sich dort jedoch dem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften zu. 1853 Lehrer an der Königstädtischen Realschule, ab 1855 am Friedrichs-Werderschen Gymnasium (ab 1856 Rektor), wirkte er seit 1868 als Rektor an der neugegründeten Berliner Sophien-Realschule. 1874–1901 stand er als Stadtschulrat an der Spitze des Gemeindeschulwesens von Berlin. Die von ihm durchgeführten Reformen (Schaffung städtischer Schulinspektoren, Einführung konfessionsloser Schulen, Ausbau der Realschule, Organisation des Fortbildungswesens) hatten beispielhafte Bedeutung für ganz Preußen. B. war ein sehr praxisverbundener Pädagoge, was sich in seinem unmittelbaren Einfluß auf die verbesserte und weiterentwickelte Gestaltung der Lehrpläne für alle Unterrichtsfächer zeigte. Als politisch und religiös freimütiger Mann waren für ihn Freiheit und Individualität höchste Ideale. 1900 wurde er als bis heute einziger Pädagoge Ehrenbürger der Stadt Berlin. In der Begründung hierfür heißt es, er habe “durch Gründung und Ausgestaltung der Berliner Realschule dem im Gewerbekampf ringenden Bürgerthum eine scharfe Waffe gediegener, den Erfordernissen bürgerlichen Wettbewerbs wohl angepaßter Geisteshaltung in die Hand gelegt und dadurch die sozialen Zustände unserer Stadt segensreich und nachhaltig beeinflußt”.

Literatur: Eberhard Fromm/Hans-Jürgen Mende (Hg.), Die Ehrenbürger von Berlin, 1993, 125ff.

Bildquelle: ebd.

Joachim Hoffmann