Meier, Otto Paul, Dr. jur. h.c.
geb. 03.01.1889 Magdeburg,
gest. 10.04.1962 Potsdam,
Kaufmann, Journalist, Politiker.

Der Sohn eines Steindruckers besuchte 1895–1903 die Bürgerschule in Magdeburg und arbeitete nach einer kaufmännischen Lehre als Handelsangestellter in Magdeburg und Berlin. M. trat 1911 in die SPD und in den Zentralverband der Angestellten ein. Aus der Kriegsteilnahme 1915/16 wurde er schwer verwundet entlassen. 1917 ging er zur USPD über, wurde dort Parteisekretär und begann seine journalistische Tätigkeit im Zentralorgan der USPD Freiheit und in Parteizeitungen in Hannover und Gotha. M. lehnte die Politik der KPD ab. Nach der Auflösung der USPD 1922 kehrte er zur SPD zurück, wurde Mitglied des Bezirksvorstandes Berlin, Vorsitzender der Pressekommission beim sozialdemokratischen Zentralorgan Vorwärts und 1920–33 Abgeordneter für USPD und SPD im Preußischen Landtag. Ab 1933 wieder kaufmännisch tätig, nahm er aktiv am illegalen Widerstand in der Gruppe um Franz Künstler, Berlin, teil, stand eineinhalb Jahre unter Polizeiaufsicht und verbüßte 1939 und 1944 Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen. M. begann 1945 gemeinsam mit Otto Grotewohl und Max Fechner mit dem Neuaufbau der SPD in der Sowjetischen Besatzungszone. Er war August-November 1945 Referent auf den ersten Bezirksparteitagen der SPD in Leipzig, Halle und Magdeburg, wurde Mitglied des Zentralausschusses der SPD und Chefredakteur des SPD-Zentralorgans in der Sowjetischen Besatzungszone Das Volk. M. war einer der fünf Vertreter der SPD bei der Bildung des Blocks antifaschistisch-demokratischer Parteien am 14.07.1945 und Delegierter des von ihm mit vorbereiteten Vereinigungsparteitages von KPD und SPD im April 1946. Er wurde Mitglied des Parteivorstandes und des Zentralsekretariats der SED und war gemeinsam mit Anton Ackermann (KPD) in den Abteilungen Presse und Information bzw. Jugend, Kultur und Erziehung zuständig für Verlage, Agitation und Propaganda. Ab 1948 hatte M. Kontakte zu kritischen Kreisen ehemaliger Sozialdemokraten in der SED um Max Fechner und Erich Gniffke. Mit der Auflösung des Zentralsekretariats am 21.02.1949 wurde M. gemeinsam mit anderen ehemaligen Sozialdemokraten aus dem engeren Kreis der Macht entfernt. Er war 1949–52 Präsident des Landtages Brandenburg, 1952 Generaldirektor der staatlichen Archive der DDR, 1953–55 Leiter der Staatlichen Archivverwaltung und wirkte zudem in der Forschungsgemeinschaft “Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung” mit. 1958 erhielt M. den Ehrendoktor der juristischen Fakultät der Universität Halle. Er wurde 1959 mit dem Karl-Marx-Orden geehrt. M. ist Ehrenbürger von Potsdam.

Literatur: Wolfgang Brede, Präsident des Brandenburgischen Landtages O. M., in: Mitgestalter der Geschichte, biographische Skizzen, 1980, 100–104 (B); Eberhard Schetelich, O. M. zum Gedenken, in: Archivmitteilungen 2, 1989, 33f.; Beatrix Bouvier/Horst-Peter Schulz (Hg.), … die SPD hat aufgehört zu existieren. Sozialdemokraten unter sowjetischer Besatzung, 1991, 68f., 110, 141; Andreas Malycha, Partei von Stalins Gnaden, 1996, 68, 110, 141.

Gerald Christopeit