Breitensträter, Hans
geb. 09.02.1897 Hecklingen bei Staßfurt,
gest. 23.01.1971 Berlin,
Berufsboxer, Sportlehrer.

B., geboren in einer kleinbürgerlichen Familie, besuchte im Geburtsort die Volksschule. Als junger Soldat kam er 1915 in britische Kriegsgefangenschaft. In einem dortigen Lager fand er zum aktiven Boxsport. Nach seiner Heimkehr 1919 nach Magdeburg wurde er in Berlin Berufsboxer und erkämpfte bereits 1920 die Deutsche Meisterschaft im Schwergewicht, die er bis 1924 mehrfach erfolgreich verteidigte. Er galt bis zu seinem Abschied vom Ring Ende 1928 als einer der besten europäischen Boxer. In diesen Jahren war der “blonde Hans” erklärter Liebling des Publikums, vor allem bei seinen Kämpfen im Berliner Sportpalast, und dies trotz mehrfacher Niederlagen (gegen den italienischen Weltmeister P. Paolino und seinen Intim-Rivalen Paul Samson-Körner). B. “riß mit seinem Mut und Einsatzwillen immer wieder die Massen in hellste Begeisterung und schuf die erste Glanzzeit im deutschen Berufsboxen, ein würdiger Wegbereiter für Max Schmeling” (Sportlexikon 1969, 96). In den 1920er Jahren war er ein Idol sowohl der sportbegeisterten Massen als auch ein Schwarm der hauptstädtischen “Gesellschaft”, befreundet mit prominenten Künstlern und Wissenschaftlern (Emil Jannings, Ernst Lubitsch, Pola Negri, Ferdinand Sauerbruch u.v.a.). Nach 1929 war er noch lange als Ringrichter tätig. Später gründete B. in Berlin eine private Sportschule und arbeitete selbst als Sportlehrer. In der nationalsozialistischen Zeit ließ er sich im Unterschied zu manchen anderen sportlichen und kulturellen “Größen” nicht für die Goebbels-Propaganda mißbrauchen.

Literatur: Hippolyt Graf von Norman (Hg.), Deutsches Sportlexikon, 1928, 44; Boxsport, Jgg. 1920–1928; Beckmanns Sport-Lexikon A-Z, 1933, Sp. 507f. (B); Alfred Petermann (Hg.), Sportlexikon, 1969, 96; Bodo Rollka/Volker Spieß/Bernhard Thieme (Hg.), Berliner biographisches Lexikon, 1993, 63.

Joachim Hoffmann