Albrecht, Paul
geb. 07.02.1902 Erfurt,
gest. 22.05.1985 Halle,
Werkzeugmacher, Bürgermeister in Genthin, Landrat, Politiker.

Der Sohn eines Arbeiters erlernte nach dem Besuch der Volksschule bis 1919 den Beruf eines Werkzeugschlossers und trat nach Beendigung der Lehre dem Deutschen Metallarbeiterverband bei. Er arbeitete in verschiedenen Betrieben in Erfurt und Berlin. Seit 1918 in der politischen Jugendbewegung aktiv und seit 1919 politisch und gewerkschaftlich organisiert, beteiligte er sich 1920 in Gotha an den Kämpfen im Rahmen des Kapp-Putsches. 1925–30 war A. in einer Berliner Firma im Betriebsrat tätig. Als Mitglied der 4. Arbeiterdelegation der KPD reiste er 1929 in die Sowjetunion und trat daraufhin in die KPD ein. Zu den Wahlen 1932 als Abgeordneter der KPD Berlins in den Reichstag gewählt, wurde A. im Dezember des gleichen Jahres Mitglied der  KPD-Fraktion im preußischen Landtag. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wegen illegaler Tätigkeit 1933 ein Jahr im Konzentrationslager Sonnenburg und 1937 sechs Monate im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert, stand er danach jeweils unter Polizeiaufsicht. Nach der Zerstörung seiner Berliner Wohnung durch einen Luftangriff übersiedelte seine Familie 1943 nach Genthin, während A. in Berlin, ab 1945 in Genthin, im Widerstand arbeitete. Die sowjetische Militäradministration setzte A. im Mai 1945 als Bürgermeister in Genthin ein und betraute ihn Mitte August 1945 auch mit der Funktion des Landrats für den Kreis Jerichow II. Das Bürgermeisteramt gab A. Anfang September 1945 ab. Als Landrat war er maßgeblich an der Durchführung der Bodenreform im Kreis sowie an der Gründung der ersten Jugendtraktorenbrigade beteiligt. 1949 erfolgte seine Berufung als Ministerialdirektor in das Innenministerium der Landesregierung Sachsen-Anhalt nach Halle. Einige Jahre später übernahm er eine Tätigkeit im Bezirksvorstand des FDGB in Halle, wobei die Gründe für sein Ausscheiden aus der Landesregierung dunkel blieben. Viele seiner späteren Schilderungen sind mit Widersprüchen behaftet und halten einer tieferen Prüfung nicht stand, das trifft besonders auf die Zeit nach 1945 zu.

Werke: Biographie und Eigenbericht, Ms. 1982 (Kreismuseum Genthin); Auf dem Wege zur revolutionären Arbeitereinheit, 1984, 21986.

Literatur: Cuno Horkenbach (Hg.), Das Deutsche Reich, 1932, 514; Harri Eisenächer, Jugend auf die Traktoren. Geschichte der 1. Jugendtraktorenbrigade nach 1945, 1977, 111 (*B); Eckhart Melzer, Gewerkschafter zu sein, ist mir stets Verpflichtung, in: Freiheit Halle, Beilage vom 16.04.1982, 9.

John Kreutzmann