Ohlen, Hermann Fritz Emil
geb. 03.05.1878 Boberg,
gest. 24.09.1935 Lübeck,
Kommunalpolitiker.

O. erhielt neben dem Volksschulunterricht einen Privatunterricht für höhere Schulen. Da sein Vater früh verstarb, begann er im 16. Lebensjahr eine Lehre im Amtsgericht, später beim Amtsvorsteher, in Reinbek bei Hamburg. Nach seinem Militärdienst 1897–99 war O. Sekretär bei der Polizeibehörde, später Polizeischreiber der Behörde in Hamburg, anschließend Stadtsekretär in Cuxhaven. 1915 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Für seine Verdienste in der kaiserlichen Armee wurde O. das Eisernes Kreuz II und das Hamburger Hanseaten-Kreuz verliehen. Er wurde am 30.11.1918 aus dem Militärdienst entlassen und kehrte in seine Dienststellung nach Cuxhaven zurück. Im Februar 1919 trat O. in die SPD ein. Differenzen mit seinem nationalistisch eingestellten Vorgesetzten ließen in O. den Entschluß wachsen, sich für eine andere Anstellung zu bewerben. Am 01.10.1919 wurde er von der SPD-Mehrheit gegen die bürgerlichen und reaktionären Stimmenanteile der Stadtverordnetenversammlung von Barby zum Bürgermeister der Stadt gewählt. Während seiner Amtszeit erreichte O. durch unermüdliches Drängen und kluge taktische Vorgehensweise, daß von 1922 bis 1924 das größte maisverarbeitende Werk Europas, die Maizena, in Barby erbaut wurde. Damit konnte er den Menschen gerade im Krisenjahr 1923 in und um Barby zu sozialer Absicherung verhelfen. Am Rande der Kleinstadt entstand in Folge des Werkbaus eine neue Wohnsiedlung. Mitte der 1920er Jahre gründete O. die Barbyer Stadtkasse, ein von anderen Städten unabhängiges Kreditinstitut, um eine weitere Einnahmequelle für die Stadt zu erhalten. Zur gleichen Zeit holte er die Bildungseinrichtung der staatlichen Aufbauschule nach Barby, um den Verlust des 1924 geschlossenen Lehrerseminars auszugleichen. Nach Ablauf der Amtszeit 1931 wurde O. für weitere zwölf Jahre von der Stadtverordnetenversammlung, diesmal einstimmig, in seinem Amt bestätigt. Ein Jahr später mußte er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen und wurde in den Ruhestand versetzt. Er verließ Barby, um seinen Lebensabend in seiner alten Heimat, in der Nähe von Hamburg, zu verbringen. O. verstarb 1935 an einem Herzleiden. Sein Einsatz von 1921 wirkte nachhaltig fort, als nach 18 monatiger Bauzeit 1994 abermals das größte Weizenverarbeitungswerk Europas bei Barby seine Produktion aufnahm.

Archivalien: LHASA: Rep. C 28 I e I, Kommunalabt. Barby, Nr. 248.

Andreas Radespiel