Barth, Richard, Prof. Dr. phil. h.c.
geb. 05.06.1850 Groß-Wanzleben,
gest. 25.12.1923 Marburg,
Violinist (Linksgeiger), Dirigent.

B. war Sohn des Porzellanfabrikanten Johann Lorenz B. Nach Violinstudien bei Conrad Beck (Magdeburg) und Joseph Joachim (1863–1867 Hannover) ging er als Konzertmeister nach Münster und 1882 nach Krefeld. Als Universitäts- Musikdirektor in Marburg (1887–1894), wo er 1889 zum Professor berufen wurde, kam er mit dem Kreis um Johannes Brahms in Fühlung, dessen Werken seine besondere Liebe galt. Theodor Birt sagte in einem Nachruf von 1924: “B. wuchs heran mit dem Heranwachsen der Brahmskunst und er verwuchs mit ihr. Er hat mit als einer der Träger der Brahms-Periode in der neueren Musikgeschichte zu gelten.” Mit Rücktritt seines Vorgängers Julius von Bernuth leitete B. von 1895 bis 1904 als Dirigent in Hamburg die Philharmonischen Konzerte und die Singakademie. 1908 übernahm er die Direktion des Konservatoriums und unternahm mit dem Hamburger Lehrergesangsverein erfolgreiche Konzertreisen. Zu seinen musikalischen Werken gehören Motetten, weltliche Chorkompositionen, Klavierlieder und Kammermusikwerke (Violinsonaten, Klaviertrio, Streichquartett). Die Marburger Universität ernannte B. 1905 zum Dr. phil. h.c.

Werke: fünf Violinsonaten, 1898, 1905, 1911, 1914, 1915; Sololieder mit Klavierbegleitung: op. 5, 1879; op. 17, 1906; op. 18, 1907; dritter Psalm für vierstimmigen gemischten Chor mit Blasorchester, 1902; Johannes Brahms und seine Musik (Aufsätze), 1904; Johannes Brahms im Briefwechsel mit Julius Otto Grimm, in: Brahms-Ges., Bd. 4, 1908; Meine Lebensgeschichte, Ms. 1916.

Literatur: NDB 1, 606; Riemann 1,121959, 103f.; Eleonore Deggeller-Engelke, R. B.: 1850–1923. Leben, Wirken und Werke, Diss. Marburg 1949 (W).

Rainhardt Kober